Schneller auf Schotter – Gravel-Laufräder im Test

Wie viele Watt kann man mit Hochprofil-Carbon-Laufrädern im Gelände „sparen“? Zehn Gravel-Modelle mit Felgenhöhen zwischen 18 und 42 Millimetern aus allen Preisklassen im großen Vergleichstest: im Windkanal, im Labor und in der Praxis.

327 Kilometer in neun Stunden, elf Minuten und 47 Sekunden – dies entspricht einer Durchschnittsgeschwindigkeit von rund 35 Kilometern in der Stunde. Der Australier Lachlan Morton aus dem Team EF Education-EasyPost fuhr diese Rekordzeit weder mit einem Rennrad noch auf Asphalt, sondern mit einem Gravel-Bike über Schotter, Geröll und durch Matsch. Das „Life Time Unbound Gravel“ im US-Bundesstaat Kansas gilt als die inoffizielle Weltmeisterschaft für Gravel-Fahrer – die diesjährige Ausgabe war die schnellste aller Zeiten.

Neben der Physis der Fahrer ist das „Material“ schon längst ein Sieg-Faktor bei den großen Gravel-Rennen. Morton fuhr beim Unbound ein aerooptimiertes Cannondale-Supersix-Evo-SE-Gravel-Rad mit 45 Millimeter hohen Vision-Laufrädern.

Schneller Radfahren mit der gleichen Leistung – das ist das, was die meisten Radprofis und Hobbysportler wollen. Mit die beliebtesten „Tuningteile“ sind in diesem Zusammenhang: die Laufräder. Wir haben zehn verschiedene Laufradsätze im Labor und in der Praxis getestet. Um den Trend zu schnellen, aerodynamischen Hochprofil-Laufrädern abzubilden, haben wir alle Modelle im Windkanal unter realen Fahrbedingungen untersucht. Wir wollten wissen: Machen hohe Felgen auch Gravel-Bikes klar schneller? RennRad ist damit wohl das erste Medium, das Gravel-Laufräder auf ihre aerodynamischen Qualitäten hin umfassend untersucht.

Aerodynamik und Leichtgewicht

Es kann sich aus mehreren Gründen lohnen, ein serienmäßig ausgestattetes Gravel-Bike mit einem neuen Laufradsatz auszurüsten und in den meisten Fällen aufzuwerten. Noch vor einigen Jahren waren an den ersten Gravel-Rädern in der Regel stabile Rennrad-Laufradsätze mit Innenmaulweiten von 19 bis 21 Millimetern verbaut. Moderne Gravel-Laufräder weisen im Gegensatz dazu ein Felgeninnenmaß von 24 bis 25 Millimetern auf.

Damit harmonieren sie besonders gut mit 40 Millimeter breiten profilierten Reifen oder 30er Slicks. Der Grund: Breitere Felgen erhöhen die effektive Breite der auf ihnen montierten Reifen und damit auch das Volumen. Im Ergebnis führt das zu einer größeren Aufstandsfläche, zu mehr Grip und Komfort.

Gravelbikes im Preisbereich von 2500 bis 4000 Euro sind meist mit einem Carbon-Rahmen und einer hochwertigen mechanischen oder sogar elektronischen Schaltung ausgestattet. „Gespart“ wird dafür oft an den Laufrädern und den Anbauteilen wie dem Lenker, der Sattelstütze und dem Sattel. Serien-Laufräder wiegen oftmals zwischen 1900 bis 2100 Gramm – sie sind damit vergleichsweise schwer. Schon eine Gewichtsreduzierung um 200 Gramm kann sich deutlich bemerkbar machen – in der Beschleunigung, der Reaktivität und der Agilität.

Gravel-Laufräder: Vorteile bei geringerem Gewicht

Die beiden leichtesten Test-Laufradätze von Specialized und Leeze wiegen 1263 beziehungsweise 1363 Gamm. In der Relation zum schwersten Test-Modell, den DT Swiss GR 1600 Spline, ergibt sich ein Gewichtsvorteil von mehr als einem halben Kilogramm.

Aktuelle Modelle weisen oft höhere Felgen im Bereich von 40 bis 45 Millimetern auf. Einige Hersteller wie DT Swiss und Scope haben inzwischen Laufräder mit 50 Millimetern Felgenhöhe und mehr im Portfolio. Als „aerodynamisch“ erachten wir Felgen ab 30 Millimetern Höhe. Höhere Felgen bieten – das zeigt auch unser Test – messbare Vorteile.

Die zehn Laufräder in diesem Vergleich weisen Felgenhöhen zwischen 18 und 42 Millimeter auf. Die Preise: 599 bis 2600 Euro.

Test-Setup im Windkanal

Im GST-Windkanal in Immenstaad am Bodensee prüften wir den Luftwiderstand der zehn Gravel-Laufräder, genauer: die benötigte Leistung bei 35 km/h. Bei einer alleinigen Betrachtung der beiden Laufräder macht das Vorderrad rund 80 Prozent des gesamten Luftwiderstands aus, das Hinterrad dagegen nur 20 Prozent, da es sich im Windschatten des Sitzrohres dreht. So ist es für aussagekräftige Ergebnisse ausreichend, nur die Vorderräder im Windkanal zu messen – dies entspricht auch den üblichen Testverfahren. Alle Messungen wurden mit einer Windgeschwindigkeit von 35 Kilometern pro Stunde durchgeführt. Die Vorderräder wurden dabei mit einer Walze mit gleicher Geschwindigkeit angetrieben, um realistische Verhältnisse zu erhalten.

Während der Messungen dreht sich der Prüfstand von plus nach minus 20 Grad – damit fließen auch Seitenwindverhältnisse, wie sie in der Realität vorkommen, in das Gesamtergebnis ein. Straßen-Laufräder werden mit 45 km/h gemessen, die Werte sind somit nicht direkt vergleichbar. Die Messtoleranz des Windkanals beträgt plus, minus 0,3 Watt  – dies ist bei der Interpretation der Messergebisse zu beachten.

Die Radclub-Mitgliedschaften in der Übersicht

Mag

  • Jeden Monat die ElektroRad, Radfahren oder RennRad als Print- und/oder Digitalausgabe*
  • Wähle Dein Begrüßungsgeschenk aus (z.B. Gutschein)
  • Profitiere von über 30 Preisvorteilen und exklusiven Angeboten
  • Nimm an monatlichen Webinaren (z.B. Kaufberatungen) teil
  • Mache bei attraktiven Verlosungen mit
40€* – 80€/ Jahr

R2C2

  • R2C2-Trikot von Bioracer oder andere Prämie
  • Ab dem 2. Jahr neue Artikel aus der R2C2-Kollektion
Und alle Vorteile aus dem PaketMag
ab 110€/ Jahr