Schwierige Wetterbedingungen, extreme Höhenunterschiede, und die FahrerInnen sind fast komplett auf sich allein gestellt – das Silk Road Mountain Race zählt zu den härtesten Radrennen der Welt. Am Freitag hat der Radmarathon in Kirgisistan begonnen. Philipp und Markus berichten für den R2C2 von ihren Erfahrungen.
Zu den Autoren:
Markus Weinberg war Rennrad- und MTB-Profi – und hat währenddessen ziemlich viel von der Welt gesehen. Heute bietet er mit seiner Guiding-Firma TransOst (Kooperationspartner des R2C2 bei der Serie „Dirty Gravel“) Radtouren in ganz Europa an. Als Filmemacher hat Markus den Film „Heading East – Abenteuer Transost“ produziert.
Philipp Markgraf bekam 2014 eine Krebsdiagnose, die der Anfang einer wunderlichen Geschichte wurde, die ihn auf den Weg „beyond the greatest peaks“ brachte. 2019 – fünf Jahre später –ließ er sein komplettes Leben zurück, um mit dem Rad aus Dresden aufzubrechen und über alle Berge nach Südindien zu fahren. Doch die Reise wurde durch einen Überfall im Iran unterbrochen, Philipp musste zurück nach Deutschland, um die Reise später fortzusetzen.
Race Day
In wenigen Stunden startet das Silk Road Mountain Race. Es gilt als eines der härtesten Bikepacking Rennen, nicht nur weil es über 1.800km und 30.000 Höhenmeter, sondern auch da es durch das wilde Kirgistan führt. Es gibt nur wenige Möglichkeiten sich unterwegs zu verpflegen. Unterwegs führt die Strecke fast ausschließlich auf Off-Wegen über zwölf Pässe von mindestens 3.500 Metern Höhe. Am Wegesrand treffen wir auf Jurten, Hirten, Pferde, Schafe und viel Natur.
Philipp und ich waren schon die letzten Jahre daran, das Rennen zu fahren, doch das Leben wollte anders. Unfälle, Corona oder andere Umstände. Daher ist nun die Spannung besonders groß. Denn das Schwerste ist oft sein Rad überhaupt an die Startlinie zu bringen.
Philipp ist dafür extra einige Tage vorher angereist und ist schon ein paar hundert Kilometer geradelt. Ich hatte noch ein paar Verpflichtungen mit meiner MTB Firma TransOst. Darin organisiere ich mit meinem Kompagnon MTB-Rennen und -Reisen sowie Gravel-Touren. Erst am Sonntag wollte noch der 7. MTB Marathon Dresden ausgerichtet und die dreitägige Dirty Saxony Gravel Tour vorbereitet werden.

Das Stresslevel war dementsprechend hoch. Um gar nicht erst in den Ruhestand zu verfallen, hieß es, in Bishkek angekommen, direkt in die Berge des Ara Archa-Nationalpark zu radeln und die letzten 48 Stunden zu akklimatisieren. Philipp hat schon etwas Höhe geschnuppert, für mich sollte das ein kleine Vorbereitung sein. Erst gestern, dem Tag vor dem Rennen, haben mich die Berge magisch angezogen. Philipp rollte zurück ins Hostel, ich bestieg den 4541 Meter Höhen Peak Uchityel. Ein Unterfangen, was doch anstrengender war als gedacht. Beim Abstieg kamen die Höhenprobleme, und es wurde dunkel. Der Muskelkater war programmiert. Zum Glück braucht man beim Radfahren auch ein paar andere Muskeln.

Bis zum Nacht-Start um 22 Uhr sind es ja noch ein paar Stunden. Regeneriert wird im Minibus. Der Start findet in Talas, ca. 200 km westlich von Bishkek statt. Mit Minibussen werden wir, die 100 Starter aus der ganzen Welt, noch zur Startlinie gebracht. Letzte Hürde vor dem offiziellen Briefing war der PCR Test vor Ort.
Jetzt stehen nur noch die dicken Regenwolken am Himmel im Weg. Da müssen wir wohl heute Nacht durch. Ich mache keinen Hehl daraus: Ich hasse, nachts Rad zu fahren. Hier gehört es aber dazu und gleich über den ersten der zwölf Pässe.
Sport frei!
Markus und Philipp