Deutschland, Niederlande, Belgien – das Dreiländereck wird mit dem 3RIDES und der Weltmeisterschaft zum „Home of Gravel“. Jeder und jede kann eine WM erleben – auf dem Gravelbike oder auf dem Rennrad. Dazu muss man sich nur qualifizieren. In Deutschland finden die beiden Quali-Rennen im Rahmen des 3RIDES Aachen statt. Die beiden Strecken stehen bereits fest. Sie bieten Höhenmeter, Abfahrten, Natur und mehr. Es sind Top-Routen durch die Eifel.
Der große Streckentest hatte etwas von einem Klassentreffen des Radsports. Es ein Wiedersehen alter Freunde und Bekannter, dazu kamen Fahrerinnen und Fahrer des 3RIDES-Teams. Marcel Meisen, zehnfacher deutscher Crossmeister und 2020 Deutscher Meister auf der Straße, ist als Lokalmatador dabei und trifft auf Mike Kluge, 1985, 1987 und 1992 dreifacher Weltmeister im Cyclocross – am zweiten Tag kommt der Tour-de-France-Etappensieger Simon Geschke dazu, der viele Jahre lang im Dreiländereck gewohnt hat. Auch Jens Heppner ist ein Tour-Etappensieger. Er reiste direkt mit dem Rad an. Komplettiert wird die Gruppe von Journalisten und der niederländischen Ex-Profi-Fahrerin und Influencerin Puck Moonen.
Dabei sind auch der amtierende Gran-Fondo-Europameister und Ötztaler-Radmarathon-Sieger Stefan Kirchmair – und hinter der Kamera ein weiterer Etappensieger der Tour de France. Am 20. Juli 1998 gewann er die Etappe nach Pau aus einer Ausreißergruppe heraus – vor Jens Voigt – und eine weitere am 6. Juli 2000 in Tours. Seine Erfolgsliste ist lang. Er gewann auch Etappen bei der Vuelta, Paris-Nizza und der Tour de Suisse – und 1998 die Cyclassics in Hamburg.

Renn-Fotograf Léon van Bon
Anders als viele Ex-Profis verfolgt Léon van Bon das Renngeschehen heute aber nicht als Experte für das Fernsehen oder als Sportlicher Leiter aus dem Auto heraus, sondern ist mit dem Motorrad weiter mittendrin im Peloton. Er arbeitet als Renn-Fotograf.
Parallel zum Streckentest läuft die Klassiker-Saison. Flandern, Roubaix – Léon van Bon ist dabei und beliefert verschiedenste Kunden mit Bildern. „Angefangen zu fotografieren habe ich eigentlich früh”, sagt er. „Meine erste Kamera habe ich mir bei einem Straßenhändler in Moskau gekauft, während der Weltmeisterschaften.” Das war 1989, damals war van Bon noch Juniorenfahrer. „Danach habe ich dann viel experimentiert, aber als ich Profi wurde, ist alles in Vergessenheit geraten. Ich glaube, wenn ich zu einem Rennen oder ins Trainingslager eine Kamera mitgebracht hätte, wäre ich gefeuert worden. Dann hätte man mir gesagt, ich nehme meinen Job nicht ernst.”

3 Tage Rennen, Ausfahrten, Expo, Kinderrennen und Spaß
Das 3RIDES ist ein Radsport- und Lifestyle-Festival, das vom 30. Mai bis 1. Juni 2025 in Aachen stattfindet. Neben der Expo mit diversen Veranstaltungen wie einem Kinderrennen und zahlreichen Ausstellern aus der Bike-Szene geht es bei 3RIDES natürlich vor allem ums Fahren: Bereits zum dritten Mal richten die Aachener ein Rennen der UCI Gravel World Series aus, wie im vergangenen Jahr gibt es außerdem einen Lauf der UCI Gran Fondo World Series, der Straßen-Rennserie im Breitensport. Beide Events dienen als Qualifier für die Weltmeisterschaftsrennen in den zwei Disziplinen – wer in Aachen in seiner Altersklasse unter die besten 25 % fährt, hat das WM-Ticket sicher.
Radprofi & danach
Erst mit dem ersten Kind und dann zum Ende seiner Karriere wurde das Fotografieren dann wieder wichtiger. „Da waren wir viel in Asien unterwegs und ich hatte meist eine Kamera zu den Rennen dabei. Nach meinem Karriereende bekam ich dann schnell die Chance, das mit dem Fotografieren von Rennen weiterzutreiben. Die Leute waren sehr interessiert, weil es eine völlig andere Fortsetzung der Karriere im Radsport war, als sie es gewohnt waren.”
Heute arbeitet van Bon meist für große Marken oder Veranstalter und muss nicht um jedes verkaufte Foto kämpfen. „Meine Bilder sind schon verkauft, bevor ich zu dem Rennen fahre.“
Beim 3RIDES in Aachen ist er dank Kontakten zu dem Chef-Organisator Björn Müller schon seit der Premiere dabei und freut sich schon sehr auf die vierte Austragung. „Die Strecken sind einfach super schön. Der Kurs des 3RIDES Gravel Race ist phantastisch. Es ist spannend, so eine Strecke in Mitteleuropa zu finden. Und die ganze Region ist viel zu wenig bekannt. Dabei ist sie super zu erreichen für viele Leute. Ich glaube, sie wird bisher komplett unterschätzt.“
Der neue Charakter des 3RIDES Aachen
Ein Grund mehr, bei 3RIDES zu starten – das sich von der Charakteristik stark gewandelt habe, findet van Bon. „Man hat dort aus den vergangenen Jahren gelernt, die Planungen sehen extrem vielversprechend aus.“ Grund genug für das Team, sie mit Insidern ausgiebig zu testen.
Denn Streckentest beim 3RIDES in Aachen an zwei Frühlingstagen im Dreiländereck heißt natürlich, Fotos und Inhalte zu produzieren, um die neuen Strecken zeigen zu können – aber mindestens genauso wichtig ist dem 3RIDES-Team der Eindruck der Expertinnen und Experten von der Strecke: „Die Runde ist sehr, sehr vielseitig“, sagt Simon Geschke über die Gran-Fondo-Strecke. „Man hat sehr, sehr schöne Aussichten, zum Beispiel auf den Rursee, die Anstiege lassen sich sehr gut fahren.“ Für Jens Heppner ist die Runde ein Rennrad-Paradies gleich vor der Haustür: „Man muss gar nicht so weit weg fahren oder fliegen, die Strecke ist landschaftlich wunderschön – aber auch anspruchsvoll.“
Manuela Freund aus dem 3RIDES-Team hat einige Streckenteile aus dem Vorjahr wiedererkannt und freut sich schon auf die neuen Abschnitte: „Die Kulisse ist gigantisch – aber es wird auf jeden Fall sportlich hier, in der Eifel muss man drauftreten können.“ Von den Höhenmeter-Möglichkeiten war auch der Radmarathon- und Bergspezialist Stefan Kirchmair überrascht: „Es gibt einige neue Anstiege. Es wird auf jeden Fall selektiver als im vergangenen Jahr.“

Überraschungen auf der Gravel-Route
Die Runde des 3RIDES Gravel Race brachte noch mehr Überraschungen: „Der Kurs ist ganz anders als bisher, er ist wunderschön“, so Puck Moonen. „Viel mehr Natur, viel mehr Aussicht.“ „Auf dieser Strecke merkt man, warum man gerne offroad fährt“, sagt Marcel Meisen, dessen favorisierter Streckenabschnitt direkt nach dem Start im Aachener Wald liegt. „Das ist wie eine Achterbahnfahrt.“
Mike Kluges Eindruck lautet: „Es hat irre viel Spaß gemacht, irre viel Abwechslung, Highspeed-Kurven, verschiedene Untergründe, Gegenhänge, die man mit Schwung fahren kann, super kurzweilig, ich freue mich schon total auf das Wochenende von 3RIDES.“

Top-Strecken & Events
Es wird ein Wochenende, das durch die Vergabe der Gravel-WM in die Nachbarschaft nochmals aufgewertet wird. Als Teil der UCI-Gravel-World-Series dient das Rennen als Qualifikation für die WM, die ursprünglich in Nizza geplant war, nun aber am 11. und 12. Oktober im niederländischen Zuid-Limburg stattfindet. „Damit haben wir quasi eine Heim-WM“, sagt Björn Müller, CEO und Kopf hinter 3RIDES Aachen. „Die Gastgeber der WM sind Maastricht, Beek und Beekdaelen, da können wir gleich mit dem Rad hinfahren. Das gibt natürlich nochmals einen enormen Schub für den Gravelsport und das gesamte Dreiländereck als ,Home of Gravel’.“
Parallel zu allen anderen Vorbereitungen haben die Verantwortlichen von 3RIDES Aachen auch an den Strecken weiter gearbeitet. Dazu wurde die Route des 3RIDES Gran Fondo durch die Nordeifel in zwei Abschnitten nochmals optimiert. Man verzichtet nun auf die „Startrunde“, eine erste Schleife in Schleckheim, und wählt für den Anstieg nach Süssendell eine Streckenführung über Mausbach – dort ist der Straßenbelag besser.
Gleichzeitig wurde aus Rücksicht auf eine andere Veranstaltung im Bereich der Strecke und für eine weitere Entspannung der Verkehrssituation im gesamten Streckenbereich der Start für den 3RIDES Gran Fondo auf sieben Uhr angepasst. In der ersten Planungsphase war noch 7:30 Uhr vorgesehen. „Diese beiden Punkte bringen nochmals ein Plus an Sicherheit“, so Björn Müller. „Aber ohne, dass die Strecke an Attraktivität einbüßt.“