Logistik, Herstellung, Shop, informative Gespräche und ein Abstecher nach Holland – rund 30 Mitglieder des Radclubs durften bei dem Radhersteller und Versandhändler Rose in Bocholt hinter die Kulissen blicken. Die Impressionen der Betriebsbesichtigung findet ihr hier.
Fotos: Daniel Lenz
Die teilnehmenden Radclub-Mitglieder versammeln sich am Morgen vor dem Empfang des Rose-Hauptquartiers in einem Industriegebiet in Bocholt. Für einen Blick in das “Herzstück” des deutschen Versandhändlers kommen die Mitglieder aus ganz Deutschland angefahren.
Der Marketing-Leiter Fabian Loest erklärt den Ablauf der Führung: Wir starten dort, wo alles reinkommt und wo alles rausgeht: in der Logistik, dem Versandhandel bis vor einigen Jahren vor allem für seinen Katalog bekannten Händlers. Anschließend sehen wir die Produktionsstätten, in denen seit 2011 die Fahrräder der eigenen Marke Rose produziert und direkt versandt werden.
Seit 2005 gibt es in Bocholt nahe der niederländischen Grenze die Biketown – ein Rose-Fachgeschäft, keine drei Minuten vom Firmengebäude entfernt. Auch dieses werden wir uns ansehen und dann selbst aufs Rad steigen für eine kurze Ausfahrt rund um Bocholt.
Die Logistik: Ordnung im Chaos
Wir starten am Anfang – dort, wo bei Rose alles ankommt. Am Wareneingang. Logistik-Manager Alexander Schwartz führt uns durch alle Stationen des Gebäudes.
Die Waren werden – nach teilweise sechs bis acht Wochen auf Schiffscontainern – nach Bocholt geliefert. Die Bestellung der Waren kann bereits Jahre zuvor erfolgt sein. Ist sie endlich da, wird sie zuerst aufgenommen, registriert und in Kartons mit Rose-Standardmaßen umverpackt.
“Wenn bei uns im Lager der Strom ausfällt, können wir alle Feierabend machen”, sagt Alexander. Das System ist komplett digital – ohne EDV-Hilfe wird kein Teil mehr gefunden. Das hat aber viele Vorteile: Durch die Standardmaße und das klare Dokumentieren aller Eingänge weiß das System, wo der ideale Platz für den nächsten Karton liegt. Das spart Platz und Zeit beim Einräumen.
Insgesamt lagert Rose rund 100.000 Kartons mit bis zu 500.000 Produkten ein – alles im sogenannten chaotischen Lagersystem.
Corona ändert die Logistik
Aus den vergangenen beiden Jahren kennen viele Radfahrerinnen und Radfahrer das Problem von langen Wartezeiten. Auch Rose war davon betroffen. Die Gründe: gestörte Lieferwege, niedrige Produktion vor allem in Fernost – und die hohe Nachfrage in Deutschland.
Inzwischen konnte Rose aufholen – aktuell ist das Unternehmen „nur“ rund 4000 Räder in Rückstand.
Das liegt auch an den rund 180 Mitarbeitern im Logistik-Zentrum. Sie arbeiten enorm effizient – vom Wareneingang über die Kommissionierung bis zum Warenausgang und der Abholung durch DHL und Co.
Auch das Kommissionieren kann komplett nach digitaler Anweisung durchgeführt werden. Darunter versteht man das Zusammenstellen einer Bestellung aus den Lagerbeständen. Ist das Paket für den Endkunden gepackt, wartet der Zulieferer bereits auf die Ware. Die Kunden von Rose sind zu 99 Prozent Endverbraucher. Aber natürlich werden auch die Stores, die es inzwischen in ganz Deutschland gibt, von Bocholt aus beliefert. Bis zu acht Mal am Tag holt DHL neue Bestellungen ab.
Über ROSE
Wie die meisten großen Unternehmen ist auch ROSE klein gestartet, hat viel ausprobiert und ständig nach neuen Möglichkeiten gesucht, weiter zu wachsen und die Expertise auszubauen. Erst Einzel-, dann Versandhandel, später eigener Produzent und digitaler Vorreiter. Bereits Ende der 90er Jahre ging der erste ROSE Bikes Webshop ans Netz und seit 2005 gibt es die BIKETOWN in Bocholt. Seitdem baut ROSE das Store-Netz immer weiter aus und wächst bis heute auch in anderen Bereichen. Heute ist ROSE ein Omnichannel-Händler im Wachstum und eine Fahrrad-Brand aus Leidenschaft.
Die Produktion: Rad-Herstellung “in der Linie”
Wir haben die Ware (zumindest in der Theorie) angenommen, im Lager verteilt, kommissioniert, neu verpackt und ins Zustellfahrzeug geladen – nun wollen wir sehen, wie die Räder entstehen.
Inzwischen macht Rose seinen Umsatz zu 60-70 Prozent aus Radverkäufen – vor wenigen Jahren waren es unter 30 Prozent und der Versandhandel von Teilen und Zubehör spielte die größte Rolle.
Der Produktions-Manager Stefan Strauss führt uns durch die Produktionsanlagen. Vom Dirtbike über E-Bikes bis zum Highend-Rennrad – wie dem ganz neuen Rose X-Lite –, alle Räder werden in Bocholt hergestellt. Die Carbonrahmen werden, wie bei fast allen Herstellern, aus China oder Taiwan geliefert.
Die Produktion der über 40.000 in diesem Jahr verkauften Räder erfolgt “in Linie”. Das heißt: Die Mitarbeiter erledigen einen einzelnen Arbeitsschritt der Herstellung und geben das Rad weiter zum nächsten – bis am Ende das fertige Rad in der Endkontrolle abgenommen wird.
“Wir sorgen dafür, dass unsere Mitarbeiter an verschiedenen Stationen zum Einsatz kommen und nicht für den Rest ihres Lebens einen einzigen Arbeitsschritt verrichten müssen”, sagt Strauss. Der Vorteil dieser Produktionsweise: die Effizienz und das relativ schnelle Erlernen der Arbeitsschritte für die Mitarbeiter. Bis zu zwölf Stationen durchläuft ein Rad, bis es endlich fertig ist. Die einzelnen Schritte sollen – für mehr Effizienz – möglichst gleich lange dauern. Die Herstellung eines Rads dauert so zwischen 40 Minuten – und rund fünf Stunden für kompliziertere E-Bikes.
Die Effizienz ist vonnöten: In wenigen Jahren will Rose bis zu 60.000 Räder pro Jahr produzieren.
Die Biketown: Drei Etagen Rose-Räder frisch vom Werk
Die Ergebnisse der Arbeit in der Produktion kann man nach drei Minuten Fußweg direkt im passenden Ambiente betrachten. Die Biketown bietet auf drei Etagen alle Rose-Modelle zum Direktverkauf an. Wer ein Rad bestellt und persönlich abholt, bekommt es sogar in einem Showroom unter perfekten Lichtverhältnissen präsentiert.
Im Store erhalten die Radclub-Mitglieder die Gelegenheit zum Fachsimpeln – Bernd Schierenberg arbeitet seit 34 Jahren für Rose. Die Biketown hat er selbst mit aufgebaut und nun führt er nicht nur durch den Store, sondern steht auch den Teilnehmern Rede und Antwort zu allen Fragen.
Die Ausfahrt: einmal Holland und zurück
Der zentrale Platz des Stores: Ein Kaffee mit Barista-Kaffee und Kuchen für alle Teilnehmer. Mit Blick auf das Rose X-Lite, Backroad und andere Modelle können einige Besucher die Besichtigung ausklingen lassen.
Ein paar andere sind noch nicht ganz fertig. Mit den Rose-Mitarbeitern Campo Schmitz und Marta Swiatlon begeben sie sich auf eine rund 30 Kilometer lange Ausfahrt von Bocholt aus über kleine Straßen in die nahe Niederlande. Mit den beiden Rose-Rennrad-Experten können auch während dieser guten Stunde noch einige Fragen geklärt werden.
Nach dieser Ausfahrt sind wir den Fahrrad-Lebenszyklus in wenigen Stunden einmal durchlaufen. Von der Ankunft, Lagerung und Weiterverarbeitung des Rohmaterials und des Zubehörs über die konkrete Herstellung verschiedenster Fahrradtypen bis zum Verkauf der fertigen Räder und – natürlich – dem Radfahren.