Bikepacking zu Coronazeiten – es kommt immer anders als man denkt

Eigentlich wollte unser R2C2-Mitglied Jörg Schnepper in den Osterferien mit dem Gravelbike nach Südfrankreich ans Mittelmeer fahren. Doch dann kam Corona, und es folgte ein Alternativplan nach dem anderen. Der Bericht von Jörg.

Jörg beim Supercross in München

Mit dem Rad nach Südfrankreich, ca. 1100 km, das sollte in zwei Wochen zu schaffen sein. Eventuell mit dem Rad auch wieder zurück, ansonsten gibt es ja immer noch die Bahn. Die Ausrüstung, soweit nicht schon vorhanden, wurde Stück für Stück zusammengestellt. Viel Platz ist auch mit diversen Bikepackingtaschen an einem Gravelbike nicht, also hieß es, die Packliste so kurz wie möglich zu halten. Schlafen wollte ich draußen, mit Isomatte, Schlafsack und dem Bundeswehrponcho als Notfallzelt, falls es regnen sollte. Auf ein Kochset habe ich verzichtet, um mich in Supermärkten, Tankstellen und Bäckereien – kulinarisch ist man in Frankreich auf der sicheren Seite – immer für ein paar Stunden im Voraus einzudecken. Als Luxus ist lediglich ein zweiter Satz Unterwäsche und ein zweites Trikot im Gepäck – ein wenig Rücksicht auf die Mitmenschen, was die Geruchsbelästigung angeht, sollte schon sein.

Doch dann kam Corona: Der Grand Est wurde zur Risikozone erklärt, Frankreich schloss die Grenzen und es wurde eine Ausgangssperre verhängt. Der schnell gefundene Alternativplan, eine Tour im Uhrzeigersinn durch Deutschland, klang auch ganz verlockend. Also montierte ich die letzten Teile ans Rad, für die Reise hatte ich mir ein neues Laufrad mit Nabendynamo und eine USB-Steckdose zugelegt, und wartete auf den Tag, an dem es losgehen sollte. Von Tag zu Tag gab es aber auch in Deutschland immer mehr Einschränkungen, die eine komplette Deutschlandtour unmöglich machten.

Im Pott wird noch malocht.
Tiger und Turtle in Duisburg.

Was blieb: die Heimat – also nur durch Nordrhein-Westfalen, der mittlerweile zweite Alternativplan. Aber dann kam das Wetter: Tagsüber sollte es eher kühl sein und nachts mit Frost, also wurde die Tour ein paar Tage nach hinten verschoben. Endlich ging es los: Die Taschen waren gefüllt, alles fest verzurrt und die Sonne schien. Trotz Minimalgepäck wog mein Rad spürbar mehr, das hatte ich schon bei einer Testfahrt gemerkt. Daher fuhr ich zur Eingewöhnung am Rhein entlang, auch dort kann man entspannt graveln, genoss die Fahrt durch die wegen Corona leere Düsseldorfer Innenstadt und das überraschend fahrradfreundliche Duisburg mit dem rauen Charme des Ruhrpotts. Wirklich warm war es allerdings nicht. Und bei meiner Ankunft in Wesel bekam ich auch wieder die Auswirkungen von Corona zu spüren: Eine Dönerbude war die einzige Möglichkeit, an etwas Warmes zu essen zu kommen. Die Sitzplätze waren natürlich gesperrt, also blieb mir nur eine Bank in der windigen und kalten Fußgängerzone. Angenehm ist anders.

Home sweet home.

Immerhin ließ sich schnell ein Schlafplatz finden, am Rande einer Kuhweide in der Nähe der Rheinauen. Leider musste ich mir diesen Platz mit einem Schwarm kleiner Stechfliegen teilen, die sich vom Anti-Mückenspray auch nur wenig beeindrucken ließen. Dann der klassische Fehler: Nach Aufbau des Lagers merkte ich, dass die Wiese etwas zu abschüssig war und ich mit meinem Schlafsack auf der Isomatte ins Rutschen kam und mit den Füßen im Lenker hing. Naja, beim nächsten Mal erst Probe liegen und dann aufbauen. Als Entschädigung gab es einen klaren Himmel mit Sternen und Mond. Zur rutschigen und schrägen Isomatte kamen noch merkwürdige Tiergeräusche, die mich etwas vom Schlafen abhielten.

Das Gefühl, bei Sonnenaufgang draußen zu sein, entschädigte aber für die unruhige Nacht und als alles wieder am Rad war, ging es los. Frühstück gab es auf dem Parkplatz eines Supermarktes. Die nach Lust und Laune gefahrenen Wege waren sehr schön, nur die Kälte störte ein wenig. Auch die Pausenstopps für die Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke ließen die gefühlte Körpertemperatur sinken und der Wetterbericht ließ für die weiteren Tage nicht auf Besserung hoffen, im Gegenteil.

So wurde aus einer zweiwöchigen Tour an die französische Mittelmeerküste eine Zweitagestour an den Niederrhein. Anders als geplant, aber ich konnte trotzdem mit einem Lächeln im Gesicht nach Hause fahren. Eine Fortsetzung ist in Planung.

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