Heißer Asphalt, qualmende Räder, brennende Oberschenkel, tolle Berg-Panoramas – das versprechen die Veranstalter des Kufsteinerland Radmarathons (hier mehr Infos), der am vergangenen Wochenende stattfand. Doch war es wirklich so traumhaft? Drei R2C2-Mitglieder berichten von ihren Erlebnissen.
Fotos: Sportograf, privat
Tobias
Rennrad fahre ich seit vielen Jahren, auch gerne ausschweifende Mehrtagestouren in den Alpen mit bis zu 300 Tageskilometern. An einem offiziellen Radmarathon teilgenommen hatte ich bislang allerdings noch nicht, dementsprechend vorfreudig und gespannt blickte ich auf meine Premiere im Kufsteinerland voraus. Die Tage zuvor beschäftigten mich vor allem Themen wie taktisches Fahrverhalten oder das Einteilen der eigenen Kraftreserven.
Dann war der Rennsonntag gekommen und mein Wecker riss mich um 4:30 Uhr in München aus dem Schlaf. Nach der Abfahrt um kurz vor halb sechs erreichte ich Kufstein etwa eine Stunde später – und hatte um 7:15 Uhr (45 Minuten vor dem Startschuss) meine Startnummer am Lenker montiert. Ich fühlte mich topfit, von Müdigkeit ob der früh morgendlichen Anreise keine Spur.
Vor dem Start eingereiht hatte ich mich im hinteren Drittel des Feldes, was dazu führte, dass ich am ersten Anstieg (500 auf 667 Höhenmeter) hoch nach Lechen schon einige FahrerInnen überholen konnte und mit Schwung und Selbstvertrauen auf den nächsten Anstieg (650 auf 860 Hm) geklettert bin. Es folgten entspannte Abfahrten, einige Kilometer in der Ebene und kleine Anstiege, bis sich nach 62 Kilometern das steilste Stück nach Brandenberg (von 526 auf 960 Hm in acht Kilometern) vor mir auftürmte. Auch dort merkte ich abermals, dass ich vor allem am Berg Boden gut machen und den ein oder Fahrer überholen konnte. Bergab wiederum kassierten mich viele von ihnen mit deutlich risikofreudigeren Tempofahrten wieder ein. Vielleicht auch aufgrund des Materialunterschiedes. Ich selbst fuhr ein vergleichsweise bescheidenes Rose Pro SL Rennrad mit Alu-Rahmen, Ultegra-Gruppe und Vision Team 35 Laufrädern.
Wieder im Inntal bei Kramsach angekommen, zog ich als Teil einer Sechsergruppe mit abwechselnder Führungsarbeit zu Beginn des Schlussdrittels ordentlich an. Der Schnitt bewegte sich etwa 20 Kilometer lang bei 35 bis 39 km/h. Die Mittagssonne machte mir auf den finalen Hügeln ab Bad Häring bei bis zu 23 Grad merklich zu schaffen. Knapp acht km vor dem Ziel verlor ich den Anschluss, fiel aus dem Sechsergespann heraus und überquerte nach 127 Kilometern und 4 Stunden 36 Minuten (Durchschnitt 27,7 km/h bei 1.960 Hm) am Oberen Stadtplatz Kufstein die Ziellinie.
In meiner Altersklasse reichte dies für Platz 59 von 86 – mit 1:17:52,3 Rückstand auf den Gesamtsieger. Von 352 gestarteten Männern fuhr ich als 263. über die Ziellinie, was für mich bei meiner Radmarathon-Premiere mehr als zufriedenstellend war.
Kurzum: Ich bin mir sicher, dass dies nicht mein letztes Rennen dieser Art gewesen sein wird. Der Spaßfaktor war riesig, viele lockere Gespräche im Anschluss beim Pasta-Essen sehr interessant. Und auch das sommerliche Wetter setzte die traumhafte Kulisse des Kufsteinerlandes perfekt in Szene. Ein großes Dankeschön an den Radclub, für dieses rundum tolle Rennrad-Erlebnis.
Stefanie
Als ich die Gewinnbenachrichtigung vom R2C2 – zwei Startplätze mit Hotelübernachtung für den Kufsteiner Marathon – gelesen habe, war da erst einmal riesige Freude. Dann kam etwas Bedenken auf. Ich fahre erst seit vier Jahren Rennrad, habe an nur zwei RTFs teilgenommen, noch nie an einem Rennen. Komme ich bei so vielen Radlern unfallfrei aus der Startzone? Komme ich an, bevor die wieder abbauen (ich bin nicht die Schnellste)? Beide Bedenken stellten sich im Nachhinein als unnötig heraus!
Wir wurden also am Samstag im Arte Hotel Kufstein freundlich empfangen. Das Hotel ist einfach spitze – totale Wohlfühlatmosphäre. Schnell die Startnummer holen, leckeren Kuchen in der Sonne genießen und anschließend das wunderschöne Kufstein erkunden!
Am Sonntag standen wir dann am Startplatz, die Stimmung war grandios! Das Losfahren ging problemlos. Nach kurzem Einrollen kam er dann, der erste Anstieg, von Kufstein nach Vorderthiersee. Noch mit moderater Steigung. Anschließend die erste Rampe nach Mitterland! Es sollten noch ein paar folgen, unter anderem der Brandenberger Anstieg mit bis zu 16 % und der nach Aschau mit 18,8 %. Die „fiesen“ Rampen und das wellige Profil des Kufsteiner Marathons fordern einen schon, aber das wollen wir Rennradler ja, auch mal beißen müssen…
Entschädigt wird man für die Plagerei mit einer wunderbaren Landschaft und perfekter Organisation. Es sind zwar nicht alle Straßen für den Marathon gesperrt, aber an den Kreiseln und großen Kreuzungen wird der Verkehr für einen gestoppt, man hat also freie Fahrt – auch mal schön! Verpflegungsstationen gab es ausreichend und mit allem was das Herz begehrt. Bei Ankunft erhielt man dann noch eine Portion Nudeln.
Ich konnte mein erstes Rennen in meiner Altersklasse auf Platz 5 und bei der Frauengesamtwertung auf Platz 25 finishen. Damit bin ich recht zufrieden. Nächstes Jahr stehe ich auf jeden Fall wieder am Start! Ziel: Zeit verbessern. Schön wäre ein Platz auf dem Treppchen. Träumen darf man ja!
Nach einem rundherum gelungenen Wochenende traten wir glücklich und zufrieden die Heimreise an.
Miriam
Eine top organisierte Veranstaltung im Herzen Tirols. Durch das Losglück beim R2C2- Gewinnspiel haben mein Mann und ich einen Startplatz für die Veranstaltung am vergangenen Wochenende ergattern können.
Auf 128km/2000hm ging es am Sonntag über knackige Anstiege und Abfahrten durch eine sehr eindrucksvolle Landschaft.
Der Wahoo zeigte mir bei der Auffahrt nach Hinterthiersee, Brandenberg und Aschau meist zweistellige Prozente an. Man sollte die unrhythmische Strecke also nicht unterschätzen!
Das traumhafte Wetter sorgte bei allen StarterInnen für gute Laune. Die meisten TeilnehmerInnen waren froh, mal wieder am Start einer Veranstaltung stehen zu können. Für mich lief es bis Kilometer 99 auch ganz gut, die fehlenden Wettkampfkilometer 2021 und das erst kürzlich durchgeführte Bikefitting sorgte allerdings für muskuläre Probleme. Vielleicht bin ich auch einfach zu motiviert angegangen. Kurzum… wir kommen 2022 wieder, nicht nur, weil mein Mann aufgrund eines Arbeitsunfalls nicht starten konnte, sondern weil die Veranstaltung ein prima Preis/Leistungsverhältnis hat.
Für das Startgeld erhält man:
- 3 Strecken zur Auswahl (40/80/124km)
- Starterbeutel mit Radflasche und Sonnenbrille nach Wahl
- Pastaparty
- Duschzimmer im angrenzenden Hotel
- Gute Verpflegung an den Laben
- Jede Menge Helfer an kritischen Kreuzungen, die Strecke ist aber nicht gesperrt!
- Einfache Logistik (Parken, etc.), gute Infrastruktur in Kufstein
- Sympathische Helfer
Die Übernachtung in einer Ferienwohnung haben wir übrigens unkompliziert über die Homepage des Veranstalters (Kufsteiner Land) gebucht.
Nach Anfrage bekommt man in kurzer Zeit direkt 7-8 verschiedene Angebote der unterschiedlichen Anbieter.
Nochmals besten Dank Daniel Lenz ☺️
Fast ein Geheimtipp für Marathoneinsteiger!
PS: Einige sehr gute ambitionierte Starter fahren den Marathon als Rennen. Sieger 2021 ist übrigens Stefan Kirchmair geworden.
Die Siegerin der Frauenwertung ist leider wieder etwas untergegangen. Da besteht definitiv Nachholbedarf im Rennradsport!