Mit Mut, Glück und einer großen Portion Willenskraft bei Race around the Netherlands

Der Erfahrungsbericht vom Race around the Netherlands von Radclub R2C2-Mitglied Ursula Zimmermann.
Fotos: Adventure Bike Racing und Ursula Zimmermann

Amerongen – Trotz mangelnder Vorbereitung hat sich eine Radfahrerin aus München beim “Race around the Netherlands” (kurz: RatN) einer großen Herausforderungen im Ultra-Radsport gestellt. Das RatN ist ein Ultra-Radrennen über eine Strecke von 1948 km und 6.800 Höhenmetern, das in nur 202 Stunden bewältigt werden muss. Organisiert wird das Rennen von https://www.adventurebikeracing.com/.

Die Teilnehmer starteten am 27. April, dem Geburtstag des Königs der Niederlande, in drei Gruppenabschnitten ab 8.00 Uhr vor dem Café Le Prolog in Amerongen, einem über 1000 Jahre alten Dorf, das etwa 35 km vor Utrecht liegt. Unter den mehr als 200 gemeldeten Teilnehmern befanden sich auch über 10% Frauen, was eine bemerkenswerte Zahl im Bereich des Ultra-Biking darstellt.

Eine der Teilnehmerinnen war Ursula, die sich trotz ihrer mangelnden Vorbereitung der Herausforderung stellte. “Im letzten Jahr habe ich mich für das RatN-Rennen angemeldet, als ich gut trainiert war. Eine richtige Vorbereitung fand in diesem Jahr für dieses Rennen von meiner Seite jedoch nicht statt”, erzählt sie. Ihre Anreise gestaltete sich ebenfalls schwierig, da es zu Verspätungen kam und sie ihre Anschlusszüge verpasste. Letztendlich fuhr sie die letzten 40 km von Arnhem nach Amerongen im Regen mit dem Rad.

“Ich habe kaum jemandem von meinem Vorhaben erzählt, um nicht ständig an meinen miserablen Trainingszustand erinnert zu werden”, gesteht Ursula. Zum Zeitpunkt des Starts hatte sie gerade mal 2.000 km in den Beinen, während viele ihrer Mitstreiter bereits mehrere Tausend Kilometer trainiert hatten.

Die Strecke führte die Teilnehmer entgegen des Uhrzeigersinns über den Ameronger Berg (89 m), durch Nijkerk, über die Nuldernauw, durch Elburg und Apeldoorn, und der erste Track endete nach dem Nationalpark De Hoge Veluwe.

“Ich hatte die erste Übernachtung bereits im Voraus gebucht, und der Start verlief überraschend gut”, berichtet Ursula. “Alle waren hoch motiviert, gut gelaunt und mit frischen Beinen unterwegs. Die unsupported Race verbietet es, dass die Teilnehmenden sich gegenseitig Windschatten bieten, nebeneinander dürfen wir fahren und uns unterhalten. Einigen begegneten mir immer wieder.”

“Meine erste Unterkunft in Enschede nach 260km war etwas unkonventionell. Die schmale und steile Treppe machte es schwierig, mein Fahrrad in das Gebäude zu bringen. Letztendlich konnte ich mein Fahrrad im Garten abstellen und nach einer heißen Dusche endlich ins Bett fallen.”

Am nächsten Tag fuhr sie weiter nach Groningen. Von Enschede geht es durch Deumingen, Zenderen, Bomerbroek, Enter, Rjissen, Holten, Nijverdal, Hellendoorn, Lemelerveld, Strenkhaar, Rechteren, Ommen, Hardenberg, Gramsbergen, Coevorden, Emmen, Nieus-Weerdinge, TerApel, über den Veendam-Musselkanaal nach Sellingen, Hasseberg, Bourtange (weitere Informationen zu der Festung unter bourtange.nl), Vlagtwedde, Haren bis nach Groningen. Die Festung Bourtange hat im Inneren einen Sternförmigen Platz den sie durchfährt, in der Mitte des Weges gibt es immer leichter befahrbares Kopfsteinpflaster als das äußere. Sie schlängelt sich zwischen Touristen durch die schmalen Gassen und überquert mehrere hübsche rote Holzbrücken. Das Gebiet um Groningen gilt als großes Freilichtmuseum, das Wattenmeer steht unter Unesco Kulturerbe. In Groningen vor dem gebuchten Hotel angekommen steht sie vor einer steilen Treppe. Sie sieht, dass noch einige Restaurants geöffnet haben und hofft, dass sie genügend Zeit findet eine Pizza zu essen. Beim Check-In erklärt ihr die Frau an der Rezeption, dass sie ihr Rad nicht im Hotel bringen darf, sie soll es in das umliegende 24h bewachte Rad-Parkhaus bringen. Den Eingang findet sie nicht sofort, muss erst nach dem Weg fragen. Nach einiger Zeit zeigt ein Mann ihr den Weg zur Garage. Viele junge, lachende Menschen fahren mit ihren Fahrrädern die Rolltreppe herunter in das Rad-Parkhaus. Sie sieht unzählige Räder in der Garage,  links neben dem Eingang sitzt ein junger Mann im Glaskasten und schaut gelangweilt auf die vielen ankommenden Menschen mit ihren Fahrrädern. Der Mann, der ihr die Garage zeigte, begleitete sie. Sie frage ihn, ob ihr Fahrrad hier versichert wäre, wenn sie es abstelle. Er erkundigt sich bei dem Mann im Glaskasten. Dieser teilt ihm mit, dass es unmöglich sei, sich zu merken, wer welches Rad bringt oder mitnimmt. Das erscheint ihr einleuchtend. Sie erkläre, dass sie kein Schloss dabei habe und schimpfte auf das Hotel. Sie verließ die Garage mit der Aussicht, dass sie sich nun ein neues Hotel suchen muss und das bereits bezahlte nicht benutzen kann. Unterwegs spricht sie ein weiterer Niederländer an und er ist begeistert von der Idee, dass ich die RatN mitfahre, er wünscht ihr viel Glück. Bei dem Hotel angekommen, erklärte sie, dass es für sie unmöglich sei, ihr Fahrrad in die vorgeschlagene Radgarage zu stellen, da sie kein Schloss habe. „Ich denke, ich müsse mich nunmehr auf eine ellenlange Diskussion einlassen, aber plötzlich darf ich mein Rad doch in das Hotel bringen. Mein Rad darf in einen Abstellraum Platz einnehmen. Dort sehe ich, dass bereits andere Teilnehmende ihr Rad hinstellen durften. Warum nicht gleich so? Ich traue mich nicht mehr, diese Frage zu stellen. Währenddessen ist mir der Appetit auf die Pizza vergangen und ich mag mich nur noch unter die heiße Dusche stellen und schlafen,“ berichtet sie. 

Am nächsten Morgen sucht sie verzweifelt eine Bäckerei, um kurz vor 8 Uhr scheint aber kein Geschäft geöffnet zu haben, also verlässt sie Groningen ohne Frühstück. Am Groningen-Florabuurt einer Schleuse trifft sie auf weitere Ultra-Racer, ein Niederländer beklagt sich darüber, dass er seine Trinkflaschen verloren hat. Bei der nächsten Schleuse waren die anderen schneller und sie muss diesmal auf das öffnen der Schleuse alleine warten. Sie hat die Studentenstadt Groningen verlassen; geht es weiter nach Bokhöm, Luddeweer, Garrelsweer, Appingedam, Marsum, Holwierde, vorbei an der Windkraftanlage in Bierum, Eemshaven, Uithuizermeeden, Lauwersoog, Nes, Wierum, Koehool, Harlingen Zurich, Makkum Ferwoude, Doniaburen, Elfstedentocht, Hindeloopen, Starum Stavoren, Aldemardum, Nijemardum, Tacoziji bis nach Lemmer. 

In Spijk nutzt sie einen kleinen Abstecher zu einem Supermarkt, hier gibt es u.a. neben Bananen und Riegeln, einen abgepackten Nudelsalat mit getrockneten Tomaten und Oliven, der wieder genügend Kohlenhydrate für die Weiterfahrt bietet. 

Für Lemmer (Friesland) bucht sie die nächste Unterkunft. Mit teilweise starkem Gegenwind geht es weiter an der Niederländischen Küste, vorbei an unzähligen Schafen und noch mehr Schafen. Gemütlich und entspannt liegen die Schafe auf dem von der Sonne gewärmten Asphalt. Sie wirken wie tot und bewegen sich nur kurz mit ihrem Kopf, wenn sie mit ihrem Rad an sie vorbei fährt. Einige Menschen beobachten die verschiedenen Vogelarten auf den Deichen an der Küste oder stehen mit langen und schweren Teleobjektiven zum fotografieren bereit. In Friesland allein gibt es jedes Jahr 1,2 Millionen Menschen, die nur zur Vogelbeobachtung der 275 Vogelarten hierher reisen. Sie hatte das Glück eine ganze Kiebitz Kolonie von ihrem Rad aus zu sehen. 

Die Schafe haben grüne und lilafarbige Graffiti Zeichen in ihrem Fell gesprüht bekommen, zur Unterscheidung der verschiedenen Herden. Getrennt werden sie durch verschiedene Abschnitte, die mit kleinen Toren und Tiergittern am Boden getrennt werden. Die Tore gilt es immer wieder zu öffnen und zu schließen, d.h. dies bedeutet, vom Fahrrad absteigen: Tor öffnen, Rad durchschieben, Tor schließen, weiter fahren. Das hält auf und kostet Zeit. Die Strecke der Schafe ist ca. 80 km lang und hier gibt es kein Cafè, kein Restaurant, keinen Supermarkt, nur Gras, Schafe, Wind und Tore. Es ist schön zu sehen, wie die Schafe entspannt im Gras liegen, grasen, traben oder galoppieren. Manchmal wirken die jungen Schafe, als wenn sie gegenseitig fangen oder nachlaufen spielten. Sie klettern die Dämme hoch und suchen stets den Kontakt zu anderen Schafen. Die Lämmer kuscheln sich geschmeidig an ihre Mütter heran oder an eines ihrer Geschwisterchen. 

Als sie im schönem Abendlicht durch Stavoren fährt und das Licht auf die Häuser fallen sieht, hält sie kurz inne und beschließt diesen wunderschönen Moment in einem Foto festzuhalten. Wie zauberhaft sind doch manche feinen friesländischen Städtchen. 

Lemmer ist ein kleines beschauliches Städtchen in Friesland, das mit Sicherheit eine Reise Wert ist. Nach einem kurzen Frühstück geht es weiter in Richtung Den Helder, weitere 245km sind zu bewältigen. Es ist bereits der vierte Tag, langsam beginnt sie sich an die Strecken zu gewöhnen. Die Knie schmerzen zwar in der Nacht von der Überlastung, aber sonst geht es ihr gut. Die Sitzposition muss sie ab und zu wechseln, damit nichts einschläft. Die Streckenabschnitte wurden so gewählt, dass fast die komplette Strecke bei Tageslicht abgefahren werden kann. Eine Nachtfahrt war von Anfang an nicht geplant. Gegen Abend wird es auch recht frisch, so dass sie weiter an dem Plan der Tagesetappen festhält. Wichtig war ihr auch vor allem bei Tageslicht etwas von dem Land zu sehen. 

Am Morgen regnet es und sie startet mit Regenkleidung von Lemmer, unterwegs trifft sie auf Dennis und sie fahren weiter nach Urk, D. wohnt in der Nähe von Rotterdam und teilt ihr mit, dass es für ihn die größte Herausforderung sein wird, wenn er bald in die Nähe seines Wohnortes kommt, nicht nach Hause zu fahren. Sie fährt nach Lelystad, Almere, Muiderberg, immer dem Dammweg entlang, Schellingwoude, Zuidenwoude, Monnickendam, Volendam. 

In Volendam sind riesige Touristenmassen aus allen Ländern. Ein Durchkommen ist kaum möglich. Fussgänger versperren ständig den Weg. Als sie endlich am Ende des Ortes angekommen ist, sieht sie, dass ein Damm stark beschädigt oder gerade erneuert wird, ein Bauzaun verhindert ihr die Weiterfahrt. Sie fragt, die Bauarbeiter hinter dem Zaun, wie sie aus dem Ort kommt, sie möchte ungern durch die Touristenmassen sich erneut drängen. Einer der Bauarbeiter zeigt in die andere Richtung und teilt ihr mit, dass sie über eine Treppe nach unten gehen muss. Sie trägt ihr Rad die Treppe runter und ist in dem Moment recht froh, dass das Rad so leicht ist und sie so wenig Gepäck dabei hat. An dem Tag folgen noch weitere Baustellen aufgrund von Dammbeschädigungen. 

Weiter geht es nach Hoorn, Onderdijk, Enkhuizen, Modemblik, Middenmeer und weiter in Richtung Den Helder gibt ihr ein Bauer ein Zeichen gibt, dass sie mit dem Rad anhalten soll. Er geht auf sie zu und steht unmittelbar vor ihrem Rad. Er fragt sie auf Englisch, was hier los sei, alle zwanzig Minuten käme ein Rennradfahrer mit Gepäck vorbei. „Wo fahren die hin?“ „Wir nehmen an der Race around netherlands teil. Wir fahren eine Strecke von 1.948km innerhalb von maximal 202 Stunden, was einer Zeit von 8 Tagen und 10 Stunden entspricht. Insgesamt sind wir ca. 200 Teilnehmer, davon sind über 10% Frauen. Die schnellsten benötigen etwas über drei Tage, aber am zweiten Tag haben bereits einige aufgegeben. Ich bin noch dabei und hoffe, dass mein Kopf stark genug ist, die Strecke zu absolvieren“, teilt sie dem Bauern mit. Er fragt sie noch, was ihre nächste Station ist, wo sie übernachten wird und er wünscht ihr viel Erfolg bei ihrem Unterfangen. Sie merkt, dass er mehr an sie glaubt, als sie an sich selbst. Das gibt ihr Mut und Hoffnung. In den nächsten Tagen, denkt sie immer wieder an den Bauern, der so viel Begeisterung für dieses Vorhaben in seinem Gesicht zeigte und eine kindliche Neugierde nicht verloren hatte. 

In Den Helder wartet eine sehr schöne Unterkunft auf sie, sie darf ihr Rad mit auf´s Zimmer nehmen, was sich jedoch etwas komplizierter gestaltet, der Aufzug ist zu klein für das Rad, also trägt sie das Rad erst zwei Stockwerke hoch und dann, da sich das Zimmer in einem darunter liegenden Gang befindet, wieder ein halbes Stockwerk herunter. 

Am nächsten Morgen frühstückt sie ausgiebig in dem Hotel und macht sich auf dem Weg in Richtung Rotterdam, der Wind kommt nun eher seitlich von hinten, manchmal hat sie auch kompletten Rückenwind. Das Wetter ist schön, die Sonne scheint und es macht riesigen Spaß hinter Zandvoort zwischen den Dünen die Wege rauf und runter zu surfen. In Katwijk steht eine Frau mit einem blauen Mantel an der Straße und ruft zu ihr: „Are you Ursula and riding to Rotterdam?“ Sie kennt diese Frau nicht und ist sehr überrascht von der Frage. Ein Rennradfahrer fährt in ihre Nähe und sie spricht ihn an, ob er auch an der Race teilnimmt. „Heute gab es verschiedene Radrennen, ich habe an einem anderen Rennen teilgenommen“, teilt er ihr mit. Sie fahren eine Weile nebeneinander her und unterhalten sich. Die Frau mit dem blauen Mantel am Straßenrand verfolgt dich wohl auf dot.watcher. Das machen viele, erklärt der Rennradfahrer. Er verabschiedet sich bald, denn er ist in Leiden zu Hause. Ursprünglich war der Plan heute bis Ouddorp zu fahren, aber sie macht sich etwas Sorgen um ihre Knie und fährt etwas weniger und übernachtet in Rockanje.

Ab Rockanje wird das Wetter etwas frischer, am Morgen ist es sehr windig und neblig. Als sie bei Oosterscheldekering die Brücken überquert wirkt alles sehr surreal. Das Meer und die Brücken verschwinden förmlich im Nebeldunst. 

Weiter geht es über die Inseln nach Outddorp, über den Brouwersdam, nach Haamstede, Westenschouwen, weiter über den Hoogh Plaetweg nach Roggenplaat, Neeltje, nach kurzer Rast auf Kamperland weiter nach Oostkapelle, Westkapelle, Zoetelande, Vlissingen, hier macht sie eine weitere Rast zum Mittagessen. Weiter geht es nach Nieuwdorp, Wissekerke, Goes, Kloetinge, Kruiningen, Hoogerheide, Huijbergen, Zundert, Chaam, Tilburg. 

Sie steht ewig am Kerzelseweg 7 in Galder unter dem Vordach einer Scheune, es schüttet und das Gewitter kracht so laut, d.h. es ist sehr nah. Sie überlegt die ganze Zeit, im gegenüberliegenden Haus, wo Licht scheint um Hilfe zu bitten. Weit und breit ist keine Unterkunft in Sicht. Erst in Tilburg, das sind noch 39km, die sie durch strömenden Regen und Gewitter fahren müsste. Sie wartet, bis das Gewitter aufhört und fährt dann los – es regnet immer noch sehr stark, aber nicht mehr so, wie zu Beginn. Das Hotel findet sie nicht gleich, Google Maps führt sie etwas im Kreis herum. Endlich angekommen, stehen an der Rezeption ihre Mitstreiter und wollen in der Nacht weiter fahren. Sie sprechen von der letzten Etappe. Sie ist froh im Warmen zu sein und freut sich die nassen Sachen ausziehen zu können und unter der heißen Dusche zu springen. 

Am nächsten Morgen beobachtet sie aus dem Fenster, wie weitere Mitstreiter sich auf den Weg machen. Sie mag nicht so gerne bei strömenden Regen wieder losfahren. Sie wartet noch etwas. Aber auch um 8.30 Uhr hört der Regen noch nicht auf. Sie beschliesst loszufahren. Es regnet immer noch. Unterwegs sieht sie einen Mitstreiter aus York. Er steht vor einer Tankstelle. Er friert recht und teilt ihr mit „auch wenn ich aus York komme und das Wetter gewohnt bin, heißt es nicht, dass ich es mag.“ Sie hofft auf einen Kaffee, doch die Maschine ist defekt. Im Regen geht es weiter. In der Cafetaria t’Buulke in Budel findet sie einen Platz zum aufwärmen, Kaffee trinken und Mittagessen. Obwohl sie total naß und verdreckt das Lokal betritt wird sie sehr freundlich empfangen und bedient. 

Sie fährt weiter und der Regen hat fast aufgehört. Seit ein paar Tagen verliert der Reifen hinten Luft, nun scheint die Luft komplett raus zu sein. Sie füllt Milch nach, schafft es aber nicht den Reifen aufzupumpen. Liegt es an der Luftpumpe? Sie fragt in dem umliegenden Café ob ihr jemand eine Luftpumpe leihen kann. Ein Mann, der gerade mit seiner Frau unterwegs ist, leiht ihr seine aus, doch auch mit dieser Luftpumpe bekommt sie keine Luft in den Reifen. (Zu dem Zeitpunkt war ihre rechte Hand bereits zur Hälfte taub, ohne dass sie es bemerkte, demnach hatte sie keine Kraft mehr in den Händen.) Der Mann hilft ihr, so dass sie weiter fahren kann. Die nächste Radstation ist in 7 km – unterwegs merkt sie, dass zu wenig Luft in dem Reifen ist. Bei jedem Kopfsteinpflaster setzt ihre Felge bereits auf. Im Radladen angekommen, eine halbe Stunde vor Schließung des Geschäfts wird ihr schnell geholfen. Weitere Milch wird in die tubless Reifen eingefüllt und aufgepumpt. Die Fahrt kann weiter durch Limburg gehen. Über den Col du Cauberg freut sich sehr, endlich geht es mal wieder aufwärts, doch kurz danach am Berg en Terblijt kommt ihr soviel Wasser entgegen, dass sie sich nicht traut durch diese riesige Wassermenge zu fahren. Aus dem Radweg ist ein Fluß geworden. Zuvor sagt ihr noch ein Niederländer, der ihr entgegen kommt, dass es unmöglich sei, dort mit dem Rad durchzufahren. Sie schiebt ihr Rad und geht am Rand weiter. Das Wasser füllt ihre Schuhe und quillt oben wieder heraus. Nun sind die Abfahrten mit nassen Füssen kein Spaß mehr. Sie beschließt bereits nach 170km eine Übernachtungsmöglichkeit zu suchen. Sie hat Glück, das Hotelzimmer hat sogar einen Handtuchtrockner und all ihre Sachen sind am nächsten Tag trocken. 

Es ist Samstag und sie wollte die Race am Samstag beenden, noch 258km liegen vor ihr. Morgens beim Frühstück fällt ihr die Müslischale aus der Hand, zunächst denkt sie, es sei die Aufregung, aber es ist, weil die rechte Hand halb taub ist. Nach gutem, ausgiebigen Frühstück startet sie. Zunächst regnet es nicht und teilweise hat sie schönen Rückenwind. In der Nähe von Sittard begegnet ihr der Niederländer Ramòn R., der sie ein ganzes Stück begleitet. Er hat dieses Jahr schon über 4.000km in den Beinen, würde sich eine solche Tour nicht zutrauen. „Ich fahre so etwas mit dem Kopf, nicht mit den Beinen“, sagt sie. Nach 80km sucht sie einen Lebensmittelladen auf, um sich zu stärken und abzulenken. Irgendwie fehlt ihr die Lust weiterzufahren. Am besten ist es, dann eine kurze Pause einzulegen und den Rest der Strecke in kleine Abschnitte einzuteilen. „Fahre erst einmal 30km weiter“, sagt sie sich. „und dann nochmals 100km.“ Später am Tag beginnt es heftig zu regnen und der Regen hört nicht auf. Sie hält noch einmal an, um die Jacke zu wechseln, es regnet ununterbrochen. Alles ist bereits nass. Die zwei Paare der Niederländer fahren an ihr vorbei, „wenn die das durchziehen, mache ich das auch“, sagt sie sich und steigt wieder auf ihr Rad. 10km vor Amerongen lässt der Regen nach. Im Ziel angekommen ist sie pitschnass, aber froh es durchgezogen zu haben. 18 Stunden vor dem Ende der Race. Die zwei niederländischen Paare kommen erst am nächsten Tag an. 

Tag 1 (27.04.2024)Amerongen – Enschede260km
Tag 2 (28.04.2024)Enschede – Groningen280km
Tag 3 (29.04.2024)Groningen – Lemmer250km
Tag 4 (30.04.2024)Lemmer – Den Helder245km
Tag 5 (01.05.2024)Den Helder – Rockanje240km
Tag 6 (02.05.2024)Rockanje – Tilburg250km
Tag 7 (03.05.2024)Tilburg – Limburg176km
Tag 8 (04.05.2024)Limburg – Amerongen258km

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