SKS: vom Gardinenstangen-Hersteller zum Fahrradzubehör-Giganten

Regelmäßig ermöglicht der Radclub den Mitgliedern, ihre Lieblingsmarken intensiv kennenzulernen, hinter den Kulissen quasi – bei mehrstündigen Firmenbesichtigungen. Diesmal war SKS im Sauerland an der Reihe – ein durch und durch gelungener Unternehmensbesuch.

Als die Radclub-Delegation Ende Oktober zur Betriebsbesichtigung von SKS empfangen wurde, herrschte freudiges Wiedersehen. Eineinhalb Jahre konnten hier wegen der Corona-Pandemie keine Gäste empfangen werden – die Radclub-Führung war erst die zweite nach der langen Zwangs-Pause. Und: Erst im dritten Anlauf gelang der Radclub-Besuch – zwei Mal musste er 2020 verschoben werden.

Unter den Gästen im sauerländischen Sundern, einer Kleinstadt mit 27.000 EinwohnerInnen, waren auch Stammgäste der bisherigen Firmenbesichtigungen, darunter ein Herr, der erneut aus Hamburg nach NRW gereist war, um eine seiner Lieblingsmarken näher kennenzulernen, wie bereits vor der Pandemie, als der Radclub bei Busch + Müller herzlich empfangen worden war.

Die Marketingchefin Sarah Baukmann – seit 2009 bei SKS – stellte den Gästen die Historie und die Grundsätze des Unternehmens vor.

Vier Stunden lang – inklusive Kaffee- und Essenspause – lernten die Gäste die Geschichte, Philosophie und die Produktion von SKS kennen.

Winfried Geuecke, der im technischen Service von SKS arbeitet und seit 1987 im Unternehmen beschäftigt ist, führte die Radclub-Delegation durch die Produktion.

SKS historisch

Die wichtigsten Kapitel der Firmengeschichte im Überblick:

1921: Karl Scheffer-Klute startet in seiner Kellerwerkstatt die Produktion von Gardinenstangen

1927 übernimmt Schwiegersohn Wilhelm Blome den Betrieb

1932: Übernahme einer ortsansässigen Luftpumpenfabrik. In den Kriegsjahren werden zwangsweise Hutmuttern für den Flugzeugbau gefertigt.

1951: Nach dem Krieg gelingt die Wiederaufnahme der Pumpenfertigung und schon bald gehören auch Fußballpumpen zum SKS-Sortiment.

Seit Mitte der 1950er-Jahre fertigt SKS auch Kunststoffpumpen.

1956: Um sich von den zugekauften Stahlrohren unabhängig zu machen, experimentiert man zunächst mit Aluminium, um sich dann für Kunststoff als neues Rohrmaterial zu entscheiden. SKS beginnt 1956 mit der Produktion von Kunststoffpumpen.

Mit diesem ledernen Musterkoffer zog der damalige Firmenchef Wilhelm Blome von Fahrradfirma zu Fahrradfirma.


1959 steigt Willi Blome ins Unternehmen ein.

1966: Ende der 60er Jahre erlebt Europa einen Radsportboom. Ein belgischer Handselsvertreter von SKS regt an, eine Hochleistungspumpe für den Radsport zu entwickeln. Der Betriebsleiter und Chefentwickler Walter Scheffer setzt sich an sein Zeichenbrett und konstruiert das Kultprodukt unter den Luftpumpen: den Rennkompressor.

Wurde 1966 erfunden: der Rennkompressor, das Kult-Produkt von SKS für den Radsport.


1975: In den 70er Jahren lösen Didi Thurau und Gregor Braun den ersten deutschen Radsportboom aus. Thurau begeistert in Gelb Millionen vor den Bildschirmen und Gregor Braun wird 1976 Sportler des Jahres. Rennräder sind gefragt – und SKS liefert die ersten Rennrad- Rahmenpumpen.

1983: In den 80er und 90er Jahren bestimmt die Erstausrüstung, also die Lieferung von Pumpen an die Fahrradfabriken, die Ausrichtung des Unternehmens. 1983 wird durch die Übernahme der englischen Traditionsmarke Bluemels der Einstieg in den Bereich Schutzbleche vorbereitet. Der erfolgte eher zufällig: Im Zuge der Übernahme einer Pumpenproduktion wurden den Deutschen auch die Maschinen zum Bau von Radschützern überlassen.

1999 wird SKS mit der Entwicklung des ersten Quick-Release Dirtboard- Sets für Mountainbikes (Shockboard und X-Tra Dry) zum Pionier und Marktführer in diesem stark wachsenden Zubehör- Segment.

2009: Beginn des Direktvertriebes an den deutschen Fachhandel. Später folgen Österreich und die Benelux-Staaten.

2017: Baubeginn eines modernen Logistikzentrums, das eine effizientere Lagerung vor Ort ermöglicht. Das neue Logistiksystem bietet auf rund 3.000 Quadratmetern eine Kapazität für insgesamt 4.120 Paletten.

2018: Mit dem COMPIT-System beschreitet SKS GERMANY innovative Wege Richtung Digitalisierung. Die Handyhalterungen ermöglichen ein induktives Laden des Smartphones während der Fahrt.

2021: Jubiläum – 100 Jahre SKS. Heute ist das Unternehmen in der vierten Generation ein Familienunternehmen – und die fünfte Generation steht bereits in den Startlöchern.

595.000 Standpumpen verlassen pro Jahr das SKS-Werk in Sundern.

SKS 2020 in Zahlen

36.000 qm Firmengelände

1500 Tonnen Kunststoffgranulat

8000 Stellplätze Lagerkapazität

71 Spritzgussmaschinen (2021 bereits 81)

1,9 Mio Steckradschützer pro Jahr

3,1 Mio fest montierbare Radschützer pro Jahr

595.000 Standpumpen pro Jahr

625.000 Minipumpen pro Jahr

430 Mitarbeiter (2016: 336)




81 Kunststoffspritzmaschinen sind bei SKS in Sundern im Einsatz.

SKS – Made in Germany

SKS unterhält drei Standorte in Deutschland: in Sundern, Meschede und Menden, daneben international in Olney (USA, Vertrieb) und Dongguan (China, hier werden ausschließlich Artikel für die Schwestermarke Blomus hergestellt, s. „SKS vielfältig“). 95% der Produktion erfolgt in Sundern.

„Unser Leitbild ,Made in Germany’ hat uns in der Corona-Krise sehr geholfen“, erklärt die Marketingchefin Sarah Baukmann. Zwischenzeitlich habe es zwar auch Kurzarbeit gegeben, als der Handel dicht war, man habe aber vor Ort in der Zwischenzeit fürs Lager produzieren können, worauf der Handel nach der Wiedereröffnung schnell wieder beliefert werden konnte.

Hier werden Standpumpen gefertigt.

SKS – betont vielfältig

Zur SKS-Gruppe gehören drei Geschäftsbereiche:

  • SKS metaplast ist ein in der Fahrradbranche bekanntes Unternehmen (Umsatz 2020 über 70 Mio Euro – 2017 lagen die Umsätze noch bei rund 55 Mio Euro). Doch neben den Fahrradzubehörartikeln fertigt SKS (nämlich SKS metaplast) auch beispielsweise Kraftstoffleitungen für die Autoindustrie (VW, Audi, Porsche, BMW… ) sowie Artikel für Sanitär und Haustechnik (z.B. Einzelteile für Spülkästen).
  • Blomus (ca. 25 Mio euro Jahresumsatz) ist eine Lifestyle-Marke für den Bereich Wohnen (zb Badaccessoires, Geschirr, Gartenmöbel, etc.).
  • Schött (20 Mio Euro Umsatz) fertigt Alu-Druckguss-Artikel ua für die Autoindustrie.
Auch die werden in Sundern gefertigt: Hula Hoop-Reifen.


Der Vertrieb von SKS-Fahrrad-Artikeln teilt sich wiederum auf in die Bereiche OEM und Aftersales:

  • OEM (steht für Original Equipment Manufacturer): Gemeint ist die Belieferung von Fahrradherstellern, die ihre Räder mit SKS-Artikeln ausstatten – 90% sind dabei Schutzbleche, die in den Breiten 35 bis 75 mm angeboten werden. Weltweit hat SKS fast 5000 solcher Industriekunden in 48 Ländern; die Hälfte des AFS-Absatzes erfolgt in Deutschland, die andere international, Schwerpunkt sind hier Großbritannien und Skandinavien. Ein komplexes Geschäft, wie alleine das Beispiel der Radschützer zeigt: 3,5 Mio davon hat SKS im Jahr 2020 an OEM-Partner in 37 Länder ausgeliefert – in 2400 verschiedenen Varianten!
  • Aftersales: Dies bezeichnet den Vertrieb über den Fahrradhandel, von Pumpen, Schutzblechen, Flaschen- und Smartphonehaltern, Taschen, Kettenschützern und Werkzeugen.
Radschützer in 2400 verschiedenen Varianten hat SKS im Angebot.

SKS – erfinderisch und modern

Inhabergeführte Unternehmen gelten hierzulande als besonders innovativ, was das Beispiel SKS belegt. Schon die Firmengeschichte zeigt, wie es dem Unternehmen gelungen ist, auf neue Rahmenbedingungen auf dem Markt agil zu reagieren – wie Anfang der 1930er-Jahre, als mit der Übernahme einer ortsansässigen Firma die Luftpumpenproduktion startete.

Heute wird das beispielsweise in der Produktentwicklung deutlich, wo SKS mit 3D-Druckern schnell Modelle möglicher künftiger Produkte herstellen kann. Braucht SKS besondere Werkzeuge für die Produktion, werden diese zu 90% selbst gebaut. Diese Werkzeuge gelten als die Kronjuwelen des Unternehmens. Bis zu 120.000 Euro kosten einzelne Wekzeuge, die bis zu 2,5 Tonnen schwer sind.

Ein Teil des Palettenlagers funktioniert vollautomatisch: Die Gabelstapler steuern autonom bestimmte Stellplätze in den Gängen an, um bestimmte Kartons zu holen; die Lagerhaltung ist hier, wie bei vielen modernen Firmen, chaotisch, d.h.: Gelagert wird da, wo Platz ist, den Überblick behält der Computer.

SKS nachhaltig

Nachhaltigkeit wird in Sundern überall groß geschrieben, das zeigt sich an vielen Stellen. Für ältere wie auch ganz neue Produkte gilt, dass zahlreiche Ersatzteile getauscht werden können und immer noch lieferbar sind. Für 2022 plant SKS beispielsweise fünf neue Standpumpen, bei denen fast alle Teile tauschbar sind. Das Motto: „Die Pumpe fürs Leben.“

Ein weiteres Beispiel für Nachhaltigkeit und Innovation: Ein Mitarbeiter kam auf die Idee, die stark nachgefragten mattschwarzen Radschützer nicht per Lackierung herzustellen, sondern im Sandstrahl-Verfahren – was wesentlich umweltfreundlicher ist. Seitdem sind mehrere Sandstrahl-Maschinen zu diesem zweck im Einsatz.

SKS mitarbeiterfreundlich

Mit dem chronischen Fachkräftemangel in der deutschen Wirtschaft hat auch SKS zu kämpfen. Aktuell werden alleine in der Produktion 30 Personen gesucht – an einem Standort, der fast Vollbeschäftigung hat.

Hier schwitzen SKS-MitarbeiterInnen gerne vor und nach der Arbeit: im hauseigenen Fitnessstudio, mit Unterstützung des SKS-Fitnesstrainers Pietro Farsetta. Zum Angebot gehören u.a. eine Rückenschule und Indoor-Cycling.

Auf der Suche nach neuem Personal hat SKS so einiges zu bieten: Die Firma ist als familienfreundliches Unternehmen zertifiziert, es gibt beispielsweise ein hauseigenes Fitnesstudio mit eigenem Trainer, Duschen für die FahrradpendlerInnen und kostenloses Obst.. Derzeit bietet SKS elf Ausbildungsberufe an. Viele MitarbeiterInnen bleiben sehr lange in der Firma – kürzlich wurde ein Kollege nach 43 Jahren bei SKS in den Ruhestand verabschiedet.

SKS auf Wachstumskurs

Dass SKS seit Jahren wächst, zeigt die Umsatzentwicklung: 2017 lagen die Umsätze noch bei rund 55 Mio Euro, 2020 bereits bei über 70 Mio Euro. Aktuell sorgen der generelle E-Bike-Boom sowie die Folgen der Corona-Epidemie für die große Nachfrage. ein Beispiel: Normalerweise produziert SKS bis zu 40.000 Satz Radschützer pro Woche, die direkt an Hersteller geliefert werden – aktuell werden etwa 90.000 Satz angefragt.

Aktuell besteht eine große Herausforderung von SKS darin, trotz des Rohstoffmangels die Produktion am Laufen zu halten. So werden beispielsweise die Radschützer bei SKS rund um die Uhr in drei Schichten hergestellt.

SKS baut aktuell ein weiteres Lager mit 5000 Stellplätzen.

Da SKS in Sundern aufgrund der riesigen Nachfrage kaum noch mit der Produktion hinterherkommt, muss das Unternehmen expandieren – was vor Ort angesichts der zentralen Lage im Ort nicht leicht ist. Aktuell wird ein weiteres Lager mit 5000 Stellplätzen gebaut. In der Breite kann SKS kaum noch expandieren, daher soll anschließend in der Höhe aufgestockt werden.

Die Radclub-Mitgliedschaften in der Übersicht

Basis

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Mag

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30€* – 70€/ Jahr

R2C2

  • R2C2-Trikot von Bioracer oder andere Prämie
  • Ab dem 2. Jahr neue Artikel aus der R2C2-Kollektion
Und alle Vorteile aus dem PaketMag
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ab 99€/ Jahr