Der Weg zur Topform – Teil  6: Hallo Corona und Servus Gran Fondo in Aachen

Maren und Isa Franz sind Zwillinge. Während der ersten Kontaktbeschränkungen im Frühjahr 2020 haben sie das Rennradfahren für sich entdeckt – wie viele andere auch. Sie sind sportlich, motiviert und ambitioniert. Gemeinsam mit unserem Partner, dem Radlabor, wollen wir herausfinden, wie sich die beiden mit fünf Monaten professionellem und gezieltem Training verbessern können. Und welche Unterschiede in der Wahrnehmung, der Anstrengung und in den Ergebnissen lassen sich zwischen den Zwillingen feststellen? Das Ziel: den Gran Fondo beim 3RIDES Festival in Aachen im Mai 2022 meistern. Auf radclub.de führen Isa und Maren ein Trainingstagebuch. Diesmal: Corona und danach.

Hier geht es zu Teil 1 des Trainings-Tagebuchs – die Leistungsdiagnostik

Hier geht es zu Teil 2 – erste Schritte

Hier geht es zu Teil 3 – der Powermeter-Test

Hier geht es zu Teil 4 – Fortschritte und Veränderungen

Hier geht es zu Teil 5 – die Generalprobe

Wie wir uns mit Corona herumplagen mussten und wie wir uns anschließend auf den Gran Fondo in Aachen vorbereitet haben, erfahrt ihr hier in unserem nächsten Artikel. Da uns das Thema Corona bei anderen immer sehr interessiert hat, haben wir ein wenig weiter ausgeholt:

Irgendwann erwischt es jeden, haben auch wir uns zum Beginn der vierten Welle gesagt. Trotzdem haben wir weiterhin gehofft, dass wir verschont bleiben und haben auch nicht damit gerechnet, dass es uns so spät dann doch noch erreicht. Als wir beide gleichzeitig mit den typischen Erkältungszeichen krank wurden, war es irgendwie klar, dass es Corona ist. Und direkt stellt man sich die ganz typischen Fragen: „Wie wird unser Verlauf sein? Wie lange werden wir krank sein? Hoffentlich werden wir keine Folgeschäden haben. Und natürlich: wann können wir denn wieder Sport machen?“. Immer wieder muss man sich selber einreden, dass man sich darüber keine Gedanken machen sollte. Schließlich nützen sie rein gar nichts. Aber gehen wir der zeitlichen Reihenfolge nach:

Pünktlich zum Wochenstart (14.03.2022) haben wir beide schon gemerkt ‚ok jetzt könnte was kommen‘ – angefangen mit leichten Halsschmerzen. Dienstag kam noch leichter Schnupfen dazu, sodass Maren sicherheitshalber am Nachmittag auch ins Home-Office gewechselt ist. Die zwei Tests am Dienstag (in der Früh und Abends) waren aber noch negativ. Erst Mittwoch Morgen hat dann der Test bei Maren angeschlagen. Zwar nur leicht, aber man konnte den zweiten Strich definitiv erkennen. Da wir zu der Zeit nicht zusammen an einem Ort waren, haben wir uns natürlich direkt geschrieben und wie soll es anders sein – bei Isa sah er ähnlich aus.

Zu unserem Verlauf:

Der war bei uns beiden komplett unterschiedlich, weshalb wir ihn auch getrennt voneinander beschreiben:

Maren:

Die erste Woche habe ich krank im Bett verbracht mit allen typischen Anzeichen: leichten Gliederschmerzen, Kopfschmerzen, Halsschmerzen, leichter Husten und Fieber. Am „schlimmsten“ waren die Fieberschübe, die immer wieder kamen und erst nach 5 Tagen besser wurden. Nachdem das Fieber ab Montag abgeklungen war, war der Test auch direkt negativ. In der ersten Woche war ich ab Mittwoch und die komplette zweite Woche krankgeschrieben. Jedoch waren leider dringende Fristen in meiner Arbeit fällig, weshalb ich Montag bis Mittwoch jeweils einen halben Tag gearbeitet habe. Das ging zwar recht gut, aber trotzdem habe ich am Donnerstag gemerkt, dass es mich ziemlich geschlaucht hat. Dadurch haben sich die Gliederschmerzen verstärkt und eine unendliche Müdigkeit kam hinzu. Ich konnte locker 10 bis 12 Stunden schlafen und war dennoch müde. Viel gemacht habe ich deshalb auch nicht. Nur viel geschlafen, viel gegessen und damit man wenigstens bisschen auf den Beinen ist, ein wenig aufgeräumt. Nach meinem Mittagsschlaf am Freitag hatte ich das Gefühl, dass es mir wirklich merklich besser geht und das schlagartig. Und auch so als wäre nichts gewesen. Ja und dann saßen wir Samstagnachmittag wieder auf dem Rad. Auch wenn das für viele recht früh erscheinen wird, haben wir uns zu dem Zeitpunkt wieder wirklich gut gefühlt. Samstag sind wir 42 km mit 523 HM gefahren und Sonntag 47 km mit 651 HM. Wir haben es Samstag wirklich ruhig angehen lassen. Nur dass wir einfach wieder rauskommen und uns bewegen. Man setzt sich auf sein Rad und die ersten Kilometer waren Freude pur. Trotzdem war alles ein wenig wacklig. Es war ungewohnt, dass man wieder auf seine Stabilität achten musste. Auch ständig auf seinen Radcomputer zu schauen, wohin es denn jetzt geht, war seltsam. Alles hat ein wenig weh getan, man merkt einfach, dass die Körperspannung sich erst wieder einpendeln muss. Hier macht sich nicht nur die fast 2 Wochen Coronapause bemerkbar, sondern allgemein die Winterpause.

Trotzdem dachten wir uns an den zwei Tagen: „Ja, es läuft“. Die Atmung macht ganz normal mit, unsere Stärke hat nicht viel eingebüßt und nur unser Puls war klein wenig höher als sonst (was ja ganz normal ist nach einer Pause). Ansonsten haben wir nur gemerkt, wie sehr uns das Radfahren gefehlt hat und die Vorfreude und Motivation riesig ist. Das Vertrauen in sich und die eigene Leistung ist zurück – für kurze Zeit wenigstens. Am nächsten Tag war das Wetter weiterhin schön, sodass ich nochmal eine kurze Runde fahren wollte. Ganz entspannt 60 km. Schon nach den ersten 2 Kilometer hatte ich keine Lust mehr, weil alles SO anstrengend war. Auch wenn ich nur innerhalb der Grundlage gefahren bin, war mein Puls zwischen 10 und 20 Schläge höher als sonst und körperlich hat es sich dreifach so anstrengend angefühlt. Der Tag war wirklich frustrierend. Ich habe die Tour dann nur noch sehr langsam fortgesetzt und auf 40km abgekürzt. Danach habe ich erstmal ein paar Tage Trainingspause gemacht und da fingen die Probleme erst an. Immer wieder hatte ich ein Druckgefühl auf meiner Brust und als würde ich nicht genügend Sauerstoff bekommen und müsste aus diesem Grund aktiv atmen, anstatt es intuitiv zu tun. Nach einigen Tagen wollte ich es nochmal probieren und habe mich für eine halbe Stunde auf die Rolle gesetzt. Als ich gemerkt habe, dass mein Puls wieder viel zu hoch war und es weiterhin zu anstrengend für mich war, habe ich aufgehört. Als ich abgestiegen bin, ist mein Puls schlagartig auf unter 60 gegangen, was wirklich sehr seltsam war. Das war für mich der Auslöser das komplette Training auf Eis zu legen. Als 1,5 Wochen später das Amsel auf dem Plan stand, wollte ich nicht ohne Ärztlichen Rat aufs Rad steigen. Nach gründlicher Untersuchung und zwei EKGs meinten die Ärzte, dass eine Herzmuskelentzündung nach Corona recht unwahrscheinlich ist, aber nicht unmöglich. Ich sollte erstmal das machen was meinem Körper gut tut und komplett auf mein Gefühl hören – „der Körper zeigt dir, wozu er bereit ist und wozu nicht“. Und genau so habe ich es gehandhabt. Bis zum Amstel saß ich nicht einmal mehr auf dem Rad oder habe sonstigen Sport gemacht. Am Freitag sind wir eine Ausfahrt von knapp 75 km gefahren und die lief erstaunlicherweise wirklich gut. Puls war ok und es war nicht überdurchschnittlich anstrengend. Nur aus dem Grund bin ich Samstag auch die 150 km mitgefahren. Danach habe ich mit dem normalen Training weitergemacht und hatte keine großen Probleme mehr.

Aktuell (6 Wochen danach) geht es mir wieder recht gut. Mein Puls hat sich normalisiert und ich verspüre auch keinen Druck mehr auf der Brust. Gefühlt kann ich zwar wieder fast die alten Werte fahren, allerdings habe ich immer noch das Gefühl, dass die Regeneration länger dauert als davor. Auch kommen immer wieder kurze Krankheitsausbrüche, die vorher nicht da waren. Das Immunstem hat sich also noch nicht komplett erholt. Natürlich ging es auch mit dem Training nicht von 0 auf 100 wieder los, sondern ich habe mich langsam gesteigert und wirklich nur das gemacht, wozu ich mich in der Lage gefühlt habe.

Eins steht auf jeden Fall fest: Nochmal brauchen wir das nicht. Wir finden – einmal reicht 😊 (auch wenn unser Motto normalerweise ist: doppelt hält besser.

Isa:

Bei mir war es gefühlt genau andersherum: Corona selbst war wirklich in Ordnung. Ich war zwar krank, aber Fieber hatte ich z.B. überhaupt nicht. In der zweiten Woche habe ich mich noch ein wenig müde und schlapp gefühlt, aber das ging schnell wieder weg. Donnerstag und Freitag saß ich schon für eine Stunde auf der Rolle um meinen Körper und den Puls zu beobachten – alles war normal. Deshalb bin ich am Sonntag auch spontan fast 90 Kilometer gefahren, weil es wirklich super gut lief – was mich selbst sehr erstaunt hat. Das Training konnte ich anschließend wieder recht normal vorsetzen. Als wir dann das eine Wochenende beim Amstel Gold Race waren habe ich gemerkt, dass sich etwas verändert. Zu der Zeit hatte ich allerdings meine Periode und habe alles darauf geschoben. In der darauffolgenden Woche wurde es nicht besser, bzw. sogar eher schlimmer, sodass sich die Probleme auch in den Ruhephasen gemeldet haben in Form von Druckgefühl in der Brust, Bauchschmerzen und extremen Magenschmerzen (das Gefühl, dass ich kotzen könne nach nur einem Schluck Wasser). Das ging bis Ostern, also ca. eine Woche. Den Sport habe ich nicht reduziert, da ich eher das Gefühl hatte, dass es mir damit und vor allem danach, besser geht.
Wie bei Maren hat sich der Druck auf die Brust und das dazugehörige Angstgefühl nicht verbessert, weshalb ich am Donnerstag vor Ostern auch zum Arzt ging. Nach einem EKG und einem ausführlichen Gespräch, konnte der Arzt aber eine Herzmuskelentzündung eindeutig ausschließen. Der Arzt meinte zu mir: „Falls es sich um ein Problem am Herzen handeln würde, würde sich dieses sofort bei Belastung zeigen und nicht erst in Ruhephasen.“ Das löste zwar mein Problem nicht, beruhigte mich aber sehr.
Bei den Magenschmerzen ging er von einem verschleppten Infekt aus, weshalb ich mich am Wochenende auf jeden Fall nicht unterkühlen sollte, damit dieser nicht ausbricht.
Naja – was soll ich sagen: Das Wochenende war lang, das Wochenende war schön, die Tage wurden gut genutzt und 4 Tage später lag ich krank im Bett. Dieses Mal mit einer dicken Erkältung, die alles mit sich brachte. Und die hat sich wirklich gezogen – 2 Wochen lang. Bis eine Woche vor dem Gran Fondo. Das Timing war wirklich doof, eigentlich sollte in dieser Zeit die finale Vorbereitung stattfinden und ich war gerade mal im Wiedereinstieg nach gefühlten 6 Wochen Krankheit.

Unsere Erwartungen an den Gran Fondo haben wir daher auch bewusst niedrig angesiedelt. Wir wissen, unser Körper ist aktuell noch nicht so weit, um jetzt Bestleistungen abzuliefern. Wir können momentan wohl eher aufzählen, was wir nicht erreichen können, als andersherum. Ob wir enttäuscht sind? Vielleicht ein bisschen. Der Plan war sicherlich anders, aber das Leben kommt wies kommt. Und auch das akzeptieren wir. Es ist wirklich schade, dass wir uns hier nicht selbst testen und an unsere persönlichen Grenzen gehen können. Aber wir freuen uns auf einen tollen Tag, mit guter Gesellschaft und sonnigem Wetter im schönen 3-Länder-Eck.

Unser Ziel: Das Ziel erreichen.

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