Anders als die inzwischen kriselnde Autobranche ist die Fahrradindustrie weiterhin eine Wachstumsbranche. Dies lässt sich seit dem Wachstumsboom des elektrifizierten Rads hierzulande Quartal für Quartal anhand der Zahlen des Zweirad-Industrie-Verbands (ZIV) ablesen. Plus 3,2 Prozent mehr verkaufte Fahrräder und E-Bikes meldete der Verband fürs erste Halbjahr 2019 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, trotz des vergleichsweise wechselhaften Wetters.
Wie sich solch ein Wachstum ganz konkret manifestiert, das haben Radclub- und R2C2-Mitglieder am Montag bei der Betriebsbesichtigung bei CUBE in Waldershof in Bayern gesehen.
In der Garage des oberpfälzischen Betriebs Pending Manufaktur seines Vaters Siegfried Pürner, eines Herstellers für medizinische Sitzmöbel, begann Marcus Pürner 1992/1993 Fahrräder zu bauen, zunächst Mountainbikes – die Nähe zum Fichtelgebirge sorgt für eine hohe MTB-Affinität in der Region. Rund 500 Räder wurden im ersten CUBE-Jahr 1993 gefertigt.
Im Treppenhaus der Verwaltung ist das erste Modell des Unternehmens, ein Mountainbike der Marke Slick-Rock, zu sehen. Später wurde die Marke wegen namensrechtlicher Probleme in „Move“ geändert – bevor die finale Namensänderung zu „Cube“ erfolgte, weil inzwischen ein Schweizer Bike-Magazin gleichen Namens auf den Markt gekommen war.
Verglichen mit den heutigen Dimensionen des Unternehmens war CUBE damals ein Winzling:
- Über 600.000 Räder werde aktuell pro Jahr in Bayern hergestellt, und zwar die komplette Palette: Mountainbikes, Rennräder, Trekkingräder, E-Bikes und Kinderfahrräder.
- Die Anzahl der Mitarbeiter liegt bei über 500.
- Die CUBE-Räder werden in den Ländern Deutschland, Österreich, Italien und Schweiz direkt über den Fahrradfachhandel vertrieben. In Europa und darüber hinaus hat CUBE Vertriebspartner.
- Im Geschäftsjahr 2017/2018 hat das Mutterunternehmen Pending System GmbH & Co.KG laut Bilanz einen Umsatz von 493,6 Millionen Euro erzielt – ein Viertel mehr als im Vorjahr, womit CUBE wesentlich schneller als der Gesamtmarkt gewachsen ist.
- Der Fahrrad-Absatz von CUBE wuchs im gleichen Zeitraum um 16 Prozent.
- Der E-Bike-Anteil liegt bei 28 Prozent des Gesamtvolumens.
Bei der Betriebsbesichtigung hat die Delegation der Radclubs mehrere Abteilungen gesehen.
Verwaltung – hell und schön hölzern
Im selben Gebäude, in dem CUBE vor 26 Jahren startete, ist neben einem großen Showroom, in dem z.B. Händler empfangen werden, heute die Verwaltung angesiedelt: moderne, helle Räume, mit viel Holz ausgestattet.
Testlabor – Stresstests am laufenden Band
CUBE verfügt über ein eigenes Testlabor, in dem an 29 Prüfständen vor allem Rahmen, Gabel, Lenker, Vorbauten und Sattelstützen überprüft werden. Schon während der Entwicklung werden solche Komponenten Belastungstests unterzogen, die mindestens fünf Tage dauern.
So simuliert eine Maschine die Belastungen durch Wiegeritt, Sattelpulse und Gabelpulse.
Eine andere Maschine stellt Stürze nach: Ein Gewicht knallt beispielsweise von vorne auf die Gabel und den Rahmen. Bleiben diese heile, wird mehr Gewicht aufgelegt, bis Rahmen und/oder Gabel brechen.
Mit 3D-Druckern stellt CUBE im Vorfeld der Serienfertigung Einzelteile her, um beispielsweise Accessoires wie Flaschenhalter zu testen.
Produktion – groß und größer
Ein paar hundert Meter von der Verwaltung entfernt liegt das Logistikzentrum von CUBE – 2016 in Betrieb genommen, nachdem ein früherer Standort aus allen Nähten geplatzt war. Neun Hallen, ursprünglich für 17.000 Quadratmeter ausgelegt, wurden bis dato bereits auf 36.000 Quadratmeter erweitert und umfassen neben der Produktion und Kommissionierung auch das Teile-, Accessoires- und Fertigrad-Lager.
Seit drei Monaten wird wieder mächtig umgebaut: Nebenan wurden zwei neue Hallen in Betrieb genommen, in denen jetzt – bis zu 150.000 – fertige Räder gelagert werden können. Jetzt ändert sich wieder die Verteilung der Hallen. In der Produktion sollen künftig die E-Bike- und sonstige Fertigung getrennt werden.