Mecklenburger Seen Runde: „Das Grinsen im Gesicht wurde immer breiter“

Auch diesmal waren aus dem Radclub zahlreiche FahrerInnen bei der Mecklenburger Seen Runde am Start. Das Wetter war erneut speziell – besonders der starke Wind –, und doch zeigen sich die AbsolventInnen wieder begeistert. Wir sammeln in den kommenden Wochen Erfahrungsberichte. Und dokumentieren das Event mit den Fotos von Bengt Stiller.

Susanne Klußmeyer: ein tolles Erlebnis

Im März 2021 habe ich bei der R2C2 Frauenpower-Verlosung einen Startplatz für die Mecklenburger Seen Runde gewonnen … Große Freude, denn das Projekt „300 km an einem Tag“ stand schon länger auf meiner ToDo-Liste. So hatte ich nun ein konkretes Datum, um darauf hin zu trainieren…

Leider hat Corona dann erstmal einen Strich durch die Rechnung bzw. durch die Veranstaltung gemacht, so dass die MSR300 erst im Herbst 2021 bzw. im Mai 2022 stattfinden konnte. Im Herbst 2021 war ich urlaubsbedingt verhindert, aber der 28. Mai 2022 war schnell im Kalender notiert. Freude auf und gleichzeitig Respekt vor den 300 km wuchsen abwechselnd.

Die Vorbereitungszeit war gespickt mit längeren Touren – meist über 100 km. manchmal über 200 km. Was sich im Münsterland nicht ernsthaft trainieren lässt, sind Höhenmeter – und die MSR300 hat über 1700 Höhenmeter.

Der 28. Mai rückte näher – meine Freude auf die lange Strecke wuchs stetig, ich hatte „voll Bock drauf“! Am Vortag gab’s dann bei Donna von der „Women’s Community” die Startunterlagen für den großen Tag.
An Schlafen war in der Nacht zum 28. Mai nicht wirklich zu denken … ich war doch ziemlich nervös und aufgeregt, obwohl es ja „nur“ ums „Machen & Ankommen“ ging.

Im Frauen-Block der MSR

Um 5 Uhr trafen wir uns für ein kurzes Briefing und begaben uns dann zügig in unseren Startblock für die Startzeit 5.20 Uhr. Ein reiner Frauen-Startblock – das war schon sehr cool! Ungefähr 55 bis 60 Frauen begaben sich in drei Startgruppen um 5.20 Uhr auf die Reise. Der Plan unserer Gruppe war ein Schnitt von 25 km/h … Nach einer kurzen „Findungsphase“ auf den ersten Kilometern harmonierte unsere Gruppe mit 20 bis 22 Frauen wirklich gut. Alle haben Rücksicht genommen und bei zwei Platten und einer abgesprungenen Kette wurde gewartet bzw. sich im nächsten Depot wieder getroffen.

Die sieben Depots waren echt „der Hammer“: mega Versorgung mit heißer Brühe, Porridge, Nudeln, Brot, Riegeln, Waffeln, Schokolade, Obst u.a. … Da war für jede*n was dabei. Getränke gab’s natürlich auch – neben Wasser auch Iso-Getränke, Tee, Kaffee und manchmal sogar Cola… und: Massage!

Wir haben an allen Depots angehalten und Kalorien nachgeladen und Reserven aufgefüllt, was auch gut war, denn der stürmische Wind – zeitweise mit Böen bis zu 65 km/h (dafür hatten wir quasi keinen Regen) – und das für mich ungewohnte, wellige Gelände kosteten viel Kraft …

Aber wie dem auch sei, obwohl wir den ganzen Tag unterwegs waren, verging die Zeit wie im Flug, und
gegen 19.30 Uhr kamen wir bei leichtem Sonnenschein wieder am Ziel an. Echt krass, wenn man da morgens startet, glaubt man ja nicht wirklich, dass man die 300 KM schafft und abends wieder dort ankommt.

Zusammenfassend bleibt zu sagen: unsere Gruppe hat die 304,4 KM mit 1730 HM in 11:41 h (Bewegungszeit) absolviert. Schnitt: 26,1 km/h. Ein tolles Erlebnis – es hat trotz aller Anstrengungen super viel Spaß gemacht … und es kann durchaus sein, dass ich das nochmal mache 🙂

Mein besonderer Dank geht an Donna von der „Women’s Community“, die schon im Vorfeld der MSR300 immer ein offenes Ohr hatte, auch an die zahllosen Helfer*innen der MSR – an Start & Ziel, an den Depots und auf der Strecke – alle waren super freundlich & hilfsbereit! Ohne sie wäre so eine Veranstaltung nicht möglich!

Frank: Mit Supersapiens für die MSR trainieren

Radclub-Mitglied Frank hat im Zuge einer Verlosung zwei Supersapiens-Sensoren gewonnen – und sich damit gezielt auf die Mecklenburger Seen Runde vorbereitet. Hier beschreibt er seine Erfahrungen.

Maren und Isa Franz: Lohnt sich das? – jedes Jahr aufs Neue

Samstag, 28.05.2022 – die MSR stand vor der Tür. Wir würden gerne schreiben, dass wir perfekt vorbereitet, unsere Bikes in einem 1a-Zustand und wir in der besten Form unseres Lebens waren. Leider war jedoch alles nicht der Fall. Wir sind die MSR zwar schon im September 2021 mitgefahren, aber nur, weil man es schon einmal gemacht hat, wird es nicht leichter. Wir hatten also wirklich Bammel. Zusätzlich haben wir uns gefragt, ob die anderen auf uns ein bisschen „Acht“ geben werden, da wir uns sicher waren, dass wir die Schwächsten der Gruppe sein werden. Zu unserer eigenen Sicherheit haben wir uns nicht nur einen Plan B gemacht – nein, wir schmiedeten uns gleich drei Ausweichpläne. Sicher ist sicher.

Unsere Strategie: Nicht denken, nur fahren und von Verpflegungsstation zu Verpflegungsstation hangeln. Wir sind schon Freitagabend angereist und waren um ca. 18 Uhr auf dem MSR-Gelände. Gleich zu Beginn haben wir Marcus Burghardt getroffen: einer der bekanntesten deutschen Radprofis, der erst vor kurzem seine Karriere beendet hat. Er ist für Andre Greipel als VIP-Gast eingesprungen, da dieser leider aus persönlichen Gründen verhindert war. Mit Marcus würden wir am nächsten Tag zusammen in einer Gruppe von insgesamt zehn Leuten fahren.

Bike-Check vor dem Start

Wir haben uns vorgestellt und vorsichtig angemerkt, dass wir gespannt seien, ob wir denn morgen alle zusammen ins Ziel kommen oder ob die Gruppe nicht zu ambitioniert für unsere Verhältnisse wird. Marcus meinte bloß: „Ach, man muss nur mit den Leuten reden. Das bekommen wir schon hin“. Das hat uns Mut gemacht. Denn nicht nur wir waren nicht in der besten Verfassung, auch unsere Bikes waren es nicht. Wir waren eine Woche vorher gestürzt (beide gemeinsam🥲😂) und wollten uns nicht auf eine Strecke von 300 km begeben, ohne, dass die Bikes nochmal von jemanden gecheckt worden sind. Da wir so viel von Rädern verstehen wie ein Dreijähriger, haben wir direkt den Reparatur-Service der MSR in Anspruch genommen. Zum Glück. Denn bei Isa musste man relativ viel machen: Der Anschlag hat nicht funktioniert, der Umwerfer musste neu eingestellt werden, und der hintere Mantel gehörte ausgetauscht.

Anschließend haben wir noch kurz die Startnummern geholt, sodass wir dann pünktlich den ersten Start um 20 Uhr anschauen konnten. Lange hatten wir nicht Zeit, schließlich mussten wir noch unsere Sachen für den nächsten Tag herrichten. Mit Blick auf das Wetter wussten wir: Morgen wird kein Zuckerschlecken. Höchstens 12 Grad, Regen und extremer Wind mit Böen von bis zu 60 kmh. Aus diesem Grund haben wir uns lange, warme Sachen zurecht gelegt inkl. Regenjacke. Anschließend ging es ab ins Bett, nach 5½ Std sollte schon der Wecker klingeln.
5:15 Uhr, der Wecker klingelt und die Sonne scheint. Damit hatten wir nicht gerechnet. Aber das Glück schien auf unserer Seite zu sein. Nach dem Wettercheck haben wir uns deshalb kurzerhand entschlossen, die kleine Wind- und Regenjacke anzuziehen.

Marcus Burghardt mit den Zwillingen Maren und Isa

Nach dem Startschuss ging es direkt flott los

Pünktlich um 6:25 Uhr hat sich unsere Gruppe im Startbereich getroffen. Uns war schnell klar, dass wir mit unseren „Befürchtungen“ recht hatten. Zu dritt, mit einer weiteren Frau, standen wir erfahren Männern gegenüber, die anscheinend heute noch Großes vorhatten – da es nach dem Startschuss direkt flott losging.
Beim ersten Hügel hat sich Annemarie (unsere Mitstreiterin) verschalten und schon fielen wir zurück. Gewartet wurde nur ein wenig. Leider ist Annemarie schon nach 15 Minuten wieder umgedreht, da es ihr gesundheitlich nicht gut ging. Das fanden wir wirklich sehr schade, da wir auf ein wenig Frauenpower gehofft hatten ;). (Aber Gesundheit geht nun mal eindeutig vor! Und aufgeschoben ist nicht aufgehoben – zum Glück gibt es die MSR jedes Jahr)

Wir hatten uns darauf vorbereitet, dass es wirklich herausfordernd für uns wird, aber mit diesem Tempo hatten wir zu Beginn nicht gerechnet. Auch aus diesem Grund hat am Anfang alles irgendwie nicht so gepasst, und wir fanden uns nicht richtig in die Gruppe ein. Wir fahren zwar erst seit einem guten Jahr Rennrad, waren aber schon öfters in einer Gruppe unterwegs. Dennoch besteht anfangs immer die Unsicherheit: „Können wir bei unserem Vordermann dicht auffahren? Werden wir gesehen? Werden Handzeichen gegeben und das auch früh genug?“ – das waren nur wenige von unseren Gedanken. Der Wind hat es uns doppelt schwergemacht. Sobald wir ein kleines bisschen nach hinten abgefallen waren, war es uns oft unmöglich, an der Gruppe dran zu bleiben. Die Windböen waren einfach stärker als wir. Schon nach 20 Kilometer haben wir uns angeschaut, beide mit einem Blick, der Bände sprach.

Eines unserer Highlights des Tages war auch deshalb, als Marcus zu uns hinter gefahren kam und nur meinte: „Mensch, da vorne fahren aber auch unsensible Männer. Wir fahren viel zu schnell für den Anfang“.

Ohne Mampf kein Kampf

Die Kilometer zum ersten Depot kamen uns wie eine Ewigkeit vor, obwohl es genau genommen nur 43 km waren. Wir waren froh, als wir kurz Pause hatten, frühstücken (wir hatten schließlich noch nichts gegessen) und unsere Brillengläser von durchsichtig auf getönt tauschen konnten. Viel runter bekamen wir nicht, für ein halbes Butterbrot und ein paar Kekse hat es gereicht. Maren hatte da schon den ganzen Morgen einen flauen Magen. Der wurde auch bis zum Schluss nicht besser, aber auch nicht schlechter. Auch wenn der Magen standgehalten hat, war das nochmal ein Punkt, der viel Unsicherheit hervorgerufen hat. Was macht man schließlich, wenn man nichts mehr essen kann? Nicht ohne Grund heißt es: Ohne Mampf kein Kampf.

Nach kurzen zehn Minuten Pause ging es weiter. Mit dem gleichen Tempo, mit dem gleichen Wind. Die Böen waren manchmal wirklich heftig und der Wind kam von allen Seiten. Viel machen konnte man nicht – hier half nur Körper anspannen, Lenker gut festhalten und einfach in die Pedale treten. Doch wenn es nicht der Wind war, waren es die Höhenmeter, die uns das Leben schwermachten (weil die Gruppe uns dann davon gefahren ist). Aber unsere erwähnte Taktik ging auf: Nicht viel denken, sondern einfach fahren. Und genau das haben wir gemacht.

Im Gespräch mit dem Ex-Profi

Beim zweiten Depot (85 km) hatten wir eine Durchschnittsgeschwindkeit von fast 32 kmh, und das merkten wir bereits. Da eine riesige Schlange vor dem Essen & Trinken wartete, entschieden wir uns lieber für unsere Notration in Form von Snickers. Wir wussten, dass wir in den zehn Minuten Pause keine Zeit hatten uns anzustellen, zu essen und auch noch unser Trinken wieder aufzufüllen. Als wir essend nebeneinanderstanden, hat sich plötzlich ein bekanntes Gesicht neben uns gestellt: Max, unser Guide vom letzten Jahr. Er ist dieses Jahr alleine gestartet und hat sich daher uns angeschlossen.
Als wir wieder losfuhren, haben wir uns direkt an die zweite Position gesetzt. Marcus ist oft an der Spitze gefahren, mit einem guten und gleichbleibenden Tempo. Ab hier konnten wir die Tour auch endlich genießen. Man hatte Zeit mal nach links und rechts zu schauen, die Landschaft zu bewundern (die wirklich sehr schön war) und auch mit seinem Nachbarn ein kleines Pläuschchen zu halten.

Bei der MSR muss keiner alleine fahren.

So haben wir auch die Gelegenheit genutzt um Marcus einiges zu fragen. Zum Beispiel hat er uns verraten, dass er als Ausgleich zum Sport gerne kocht und noch immer gerne Rad fährt. Auch noch nach 17 Jahren Profi. Auf die Frage was er denn gut könne, meinte er, dass er viel Geduld und Ausdauer mitbringt. Aber falls wir anspruchsvolle Fragen hätten, sollten wir uns doch an jemanden Kompetenten wenden. Humor bringt er also auch mit. Da war er uns direkt noch sympathischer.

Über unsere Heimat haben wir uns auch ein wenig unterhalten. Beim ersten Treffen hatte er gewitzelt, wir hätten ja eine Fahrgemeinschaft bilden können, wir kommen schließlich alle aus Bayern – er aus Rosenheim, wir aus dem Allgäu. Da hat er uns auch erzählt, dass er letztes Jahr schon einmal 300 km gefahren ist, von seinem Zuhause zum Schloss Neuschwanstein – quasi unser Zuhause (das ist bei uns ein Dorf weiter). Aber eigentlich bleibt aktuell gar nicht so viel Zeit zum Radfahren. Mit drei Kindern und seiner diesjährigen neuen Veranstaltung „Shades of Speed“ im September hat er immer gut zu tun.

Wiedersehen mit dem Helfer in Retro-Piloten-Klamotten

Das dritte Depot wurde wieder von einem Helfer in Retro-Piloten-Klamotten angezeigt. Wir hatten ihn schon letztes Jahr gesehen und gehofft, dass er wieder da ist. Diese kleinen Details lassen das Event einfach zu etwas Besonderem werden. Das Depot lag etwas unterhalb der Straße auf einer großen Wiese, direkt am See. Wirklich schön gelegen. Leider hatten wir auch hier nicht lange Zeit, weshalb unser Klobesuch nochmal nach hinten verschoben werden musste. Für Trinken, ein Brot und bisschen Schokolade hat es gereicht. Außerdem haben wir zu unserer Freude Marcus (unseren Pacemaker vom letzten Jahr) getroffen. Wir wussten gar nicht, dass er da ist, aber plötzlich stand er vor uns. Die Freude war wirklich groß. So ist die MSR: man trifft sich alle Jahre wieder. Das lässt die Veranstaltung nur noch schöner werden.

Wenn der Race-Across-America-Sieger pfeift

Aber da erklang schon die Trillerpfeife – Sven Ole, meist unser Anführer, trommelte uns alle wieder zusammen. Der hat 2016 mit einem Mixed-Team beim Race Across America mitgemacht – und gewonnen 😳 (vor den Profis, hier werden nämlich alle Teilnehmer in einen Topf geworfen). Seine sportlichen Leistungen, sowie sein sympathisches Auftreten hat uns echt beeindruckt und daher hat es uns besonders gefreut, dass er für uns bei der Tour als „Aufpasser“ fungiert hat und wir so viel Zeit hatten, ins Gespräch zu kommen. Wir konnten von ihm und allen Anderen echt viel lernen.

Nun lagen gute 125 Kilometer hinter uns. Jetzt begann es uns richtig Spaß zu machen. Langsam kannte man die ganze Truppe. Nicht nur wie jeder fährt, sondern auch beim Namen, was die Gemeinschaft einfach noch mehr stärkt. Auch hat sich die Gruppe öfters (aber nicht ständig, was auch unangenehm gewesen wäre) neu gemischt, dass man wirklich mit jedem einmal reden konnte wie z.B. mit Lars. Er war einer derjenigen, der die Tourenstrecke geplant hatte. Somit wurden wir alle zwei Minuten über die Strecke und die Straßenbeschaffenheit informiert. Wir wussten also immer bestens Bescheid, was uns bevorsteht und die nächsten 80 km sollten nochmal nicht ohne werden – viel Wind und einige Hügelchen erwarteten uns.

Wer hat denn diese Strecke ausgewählt?

In der Gruppe wurde diskutiert, ob das von Vorteil war. Manchmal ja, manchmal hätten wir es lieber nicht gewusst. Und wenn die Straße teilweise uneben wurde, kamen manchmal scherzhafte Kommentare aus der Gruppe: „Wer hat denn diese Strecke ausgewählt?“. Aber so wurde es auf keinen Fall langweilig. Er war auch einer derjenigen, der uns ab und an mal einen kleinen Schubser von hinten gegeben hat, wenn wir vom Wind wieder weggetragen worden sind.

Das vierte Depot kam bei ca. 165 Kilometer. Wir hatten also jetzt mehr als die Hälfte hinter uns. Unsere Beine fühlten sich gut an und es hat wirklich Spaß gemacht – so konnte es weitergehen. Kurzes Auffüllen der Trinkflaschen, schnell etwas zu essen heruntergeschlungen und dann noch auf die Toilette gehetzt. Wir haben uns wirklich sehr beeilt. Als wir zurückkamen, sind die Ersten aus unserer Gruppe schon losgerollt. Wir mussten also Tempo machen, wenn wir dabeibleiben wollten. (An der Stelle einen kleinen und freundlichen Hinweis an alle Männer: Wir Frauen brauchen klamottentechnisch einfach ein wenig länger..)

Und ewig droht der Nieselregen

Beim Losfahren aus dem Depot heraus haben wir uns schon ein wenig kritisch die Wolken angeschaut – es hat nochmal zugezogen. Mehr als ein wenig Nieselregen hat es uns glücklicherweise nicht erwischt. Das Wetter schien wirklich auf unserer Seite zu sein. Und auch die Gruppendynamik war jetzt wirklich top. Marcus hat sich immer nach uns umgeschaut, kontrolliert, dass alle da sind und die Gruppe zusammenbleibt. Wenn das Tempo wieder ein wenig zu schnell wurde, kam ein kurzes aber bestimmtes „Macht langsamer!“ und die Gruppe war wieder zusammen.

Das fünfte Depot lag bei der 200-km-Marke: Zwei Drittel sind geschafft! Hier erwartete uns ein weiteres Highlight: Uns hat jemand auf unseren MSR-Bericht aus dem Vorjahr angesprochen. Das hat uns wirklich tierisch gefreut, da wir so ein direktes Feedback bisher noch nicht erhalten haben.

Hier gab es Kuchen! Und zwar richtig leckeren Mandarinenkuchen! Wir haben direkt zwei Stück davon gegessen und hätten uns gerne noch Proviant mitgenommen. Aber wie immer hatten wir nicht viel Zeit, schon ging es weiter. Ab jetzt hatten wir allerdings Rückenwind, was es nochmal ein wenig einfacher gemacht hat und wir auf den nächsten Kilometern noch mehr Spaß hatten.

Man trifft sich immer wieder

Das sechste Depot (240 km) war ein großer Bauernhof und wirklich gut gelegen. Dieses Mal gab es Apfelkuchen der mindestens genauso lecker war, wie der beim vorherigen Depot. Hier haben wir auch zwei Leute wiedergetroffen die wir am Freitag bereits kennengelernt haben. Das ist auch ein weiterer Punkt den wir sehr schön an der Veranstaltung finden: Man trifft sich immer wieder. Egal ob auf dem Rad, an den Depots oder im Ziel. Jeder freut sich für den anderen, wenn es gut läuft und/oder wenn man gemeinsam angekommen ist. Dieses Depot war für uns auch dann das letzte, da wir das siebte Depot ausgelassen haben.

Marcus hat jeden von uns gefragt, ob jemand nochmal stehen bleiben möchte oder etwas braucht. Da jeder noch genügend zu trinken hatte, sind wir in einem durch gefahren. Die letzten 100 Kilometer haben am meisten Spaß gemacht. Der Rückenwind hat bestimmt einen großen Teil davon ausgemacht, aber auch unsere ganzen Sorgen haben sich nicht bestätigt. So hatten wir noch einiges an Kraft, die Schulter & der Hintern haben auch noch mitgemacht und auch das Wetter war nicht so schlimm wie befürchtet.

Auch wenn wir auf den letzten 20 Kilometern doch noch nass wurden, wir konnten sie in vollen Zügen genießen. Kurze Zeit hatten wir uns mit einer anderen Gruppe vermischt, daher sind wir knapp vor der Bundesstraße extra nochmal angehalten, um diese weiterziehen zu lassen. So konnten wir die letzten Kilometer entspannt in unserer gesammelten Gruppe in Richtung Neubrandenburg rollen. Und ehe man sich versah, bogen wir schon zum Kulturpark ab und sind durchs Ziel gefahren. Wahnsinn, wie schnell zehnn Stunden Fahrtzeit vergingen.

Glücklich und auch ein wenig stolz, die 300 km mit einem Durchschnitt von 30,3 kmh gefahren zu sein (auch wenn wir genau wussten, dass es nicht unser Verdienst war, schließlich haben andere die Arbeit für uns gemacht) haben wir uns auf den Heimweg gemacht.

War das der Kükenbonus?

Rückblickend würden wir sagen, dass die ersten 60 bis 80 Kilomter die anstrengendsten von allen waren. Dafür haben alle späteren Kilometer umso mehr Spaß gemacht, besonders und worüber wir auch wirklich dankbar waren, fortan sehr nett und aufmerksam auf uns aufgepasst worden ist – ob das unser Kükenbonus war? Mit Marcus haben wir nicht nur einen geduldigen und rücksichtsvollen Sportler, sondern auch einen wirklich sympathischen und humorvollen Menschen kennenlernen dürfen.

Aufgrund unserer langen Anreise haben wir uns am Freitag noch gefragt, ob wir denn nächsten nochmal mitfahren werden. Jedes Jahr aufs Neue. Also: hoffentlich bis nächstes Jahr! Wir freuen uns schon!

Isa und Maren mit Marcus Burghardt im Ziel.

Was ist die Mecklenburger Seen Runde?

Die Mecklenburger Seen Runde ist ein Radmarathon mit 300km und ca. 1800 Höhenmetern.
Für jeden „normalen“ Radfahrer ist das definitv eine Herausforderung. Diese muss man allerdings
nicht alleine stemmen, denn jedes Jahr sind zwischen 3000 und 5000 weitere verrückte Leute auf
der Strecke unterwegs. Hier heißt es allerdings auch nicht, dass jeder gegen jeden kämpft und es sich
ein Rennen geliefert wird (so hatten wir bisher meistens das Gefühl) – nein eher ist es so, dass man mit den anderen fährt und nur sich selbst herausfordert. Auch auf der Strecke selber kann man sich ganz einfach anderen Leuten anschließen, ohne dass man schief angeschaut wird. Die Menge der Kilometer und auch manchmal der schlechte Wetter mit Wind & Regen lässt schnell fremde Menschen zu Wegbegleitern werden, die sich gegenseitig unterstützen. Das ist eine Atmosphäre, die man nicht wirklich beschreiben kann, die muss man einfach selbst erleben.

Es gibt zusätzlich eine Frauenrunde mit 90km. Warum aber nur Frauen und nicht auch Männer? So soll ein „Safe-Space“ geschaffen werden, in dem sich alle wohlfühlen. Leider ist der Radsport noch immer sehr von Männern domminiert, wodurch sich ganz viele Frauen schlichtweg einfach nicht trauen, an Veranstaltungen teilzunehmen. Und um einen sicheren Einstieg zu gewährleisten, gibt es eben diese 90km. Wir finden das eine großartige Idee.

Allerdings gibt es auch für die 300-Strecke eine Women’s Community. Hierfür gibt es betreute Gruppen mit einer Richtgeschwindigkeit von 23 km/h, 25 km/h, 27 km/h und 29 km/h. Es gilt das Motto: „Wir machen Frauen Mut, sich auf die Strecke der MSR 300 zu wagen – keine fährt alleine!“ Weitere Infos auf der Website: Mecklenburger Seen Runde | Deine Tour | Women’s Community

Wer sollte bei der MSR mitfahren?
Im Grunde: Jeder! Aber besonders diejenigen die sich gerne an eine Langstrecke wagen würden, sich aber nicht ganz trauen oder sich nicht sicher sind, ob sie es schaffen, ist die MSR genau richtig! Man wird bestmöglich unterstützt mit einer Top-Organisation, die keine Wünsche offenlässt. Besonders hier merkt man, dass die MSR nicht zum ersten Mal stattgefunden hat. Im Startbereich bekommt man einen kleinen Zettel mit zwei Nummern. Falls man keine Kraft mehr hat und gerne
abbrechen möchte, kann man jederzeit dort anrufen und wird von überall zum Startpunkt zurückgebracht. Die Verpflegungsstationen sind perfekt aufeinander abgestimmt und – alle 30 bis 40 Kilometer gibt es eine – in einem guten Verhältnis zur Strecke. So kann man sich locker auch nur immer eine volle Flasche mit auf den Weg nehmen und braucht definitiv kein Essen einzustecken.

Die Kosten

Die 300km kosten 169 Euro, die 90km 74 Euro. In der Frühbucherphase kostet es 154 und 64 Euro. Alle geführten Gruppen kosten 10 Euro Aufpreis. Bevor ihr euch fragt, ob es gerechtfertigt ist: Ja! Und es lohnt sich. 80% der Leute, mit denen wir uns unterhalten haben, sind schon mehrfach dabei gewesen, oft bereits das dritte oder vierte Mal. Und auch wir haben nicht ohne Grund bereits das zweite Mal daran teilgenommen und hoffen natürlich, dass wir auch nächstes Jahr wieder dabei sein dürfen. Es war einfach wieder eine ganz großartige Veranstaltung, es hat uns riesengroßen Spaß gemacht und wird uns lange in Erinnerung bleiben.


Guido Tautz: „Es lebe die MSR300!“

Die erste MSR300-Teilnahme (18.09.2021) lag noch gar nicht so lange zurück, als die Email von Daniel Lenz im Posteingang aufploppte: „Du hast den Starterplatz mit dem Gorilla gewonnen!“ *freu* Ab dem 29.03.2022 hieß es also: Ärmel hochkrempeln und in die Trainingspedale getreten. Gesagt, getan; die Vorbereitungen für ein weiteres Jahres-Highlight liefen ja bereits seit ein paar wenigen Wochen, da kam der 28.05. als Formtest gerade richtig. Organisatorisch waren An- und Abreise noch im Gedächtnis, nur eine Unterkunft war so gut wie nicht zu bekommen.

Die „MSR UNTERKUNFT VERMITTLUNG“ (großer Dank an Konstanze Strohmayer!) hat dann geholfen und so hatte ich ein „Zimmer mit Frühstück – Handwerkerbildungszentrum NZ in Neustrelitz“ für eine Nacht (Fr-Sa). Geplant war am Tag der Anreise noch eine einstündige Vorbelastung, aber die Umstände führten dazu, das ich nur die Startunterlagen im 30 Minuten entfernten Neubrandenburg abgeholt habe – mit dem Auto. Somit konnte ich Samstag die bekannte Route völlig entspannt zum Kulturpark Neubrandenburg abspulen, einen genialen Parkplatz belegen und mit dem Rennradl zum Frühstück rollen. Ganz unerwartet: Kein Regen. Ein gutes Omen.

06:35 Uhr – das Gruppetto um Marcus Burghardt (einer der bekanntesten deutschen Profiradsportler des letzten Jahrzehnts) formierte sich langsam, Marcus sowie Maren und Isa wurden begrüßt und schon ging es los, PENG!

Das Grinsen im Gesicht wurde immer breiter

Guido Tautz


Die ersten 40 km vergingen wie im Fluge – und das Grinsen im Gesicht wurde immer breiter. Ehe ich mich versah, durfte ich in der ersten Reihe fahren und hatte dann das Glück, dass Architekt, Fotograf und Ultra-Ausdauersportler Bengt Stiller aus dem Kofferraum eines „Begleitfahrzeugs“ fotografierte: Wunderbare Erinnerungen festgehalten in Profifotos, tolle Motive mit Profiradsportler im Hintergrund – ein Traum. Dennoch beschloss ich, als das Gruppetto ins erste Depot Feldberg abbog, alleine weiterzufahren – schließlich wollte ich unter 10 Stunden Bewegungszeit ins Ziel kommen. Es sei vorweg genommen: Mit der persönlichen Bestzeit hat es nicht geklappt. Allerdings hat mich – anders als erwartet – Marcus Burghardt nicht mehr überholt und so konnte ich nach der Zieldurchfahrt auf dem Weg zum Auto noch ein Pläuschchen mit Bengt Stiller halten (Fotos vom stolzen Finnisher mit Medaille um den Hals hat er auch gemacht!).

Guido (vorne rechts) ist – noch – in der Gruppe mit Marcus unterwegs.

Zwischen den ersten 40 Kilometern und dem Ziel konnte ich noch einige Eindrücke und Erinnerungen sammeln, einigen tollen Menschen begegnen und kam auch ein, zwei, drei Mal an meine Grenzen – so wie es halt sein muss, wenn man mit dem Rennradl unterwegs ist: „Bicycles bring you to places, that cars never see!“

Ach ja, einen ganz lieben Gruß in die (Mittags)Küche bei meinem ersten Stopp in Röbel: Das Essen war lecker! Bleibenden Eindruck hinterließ bei meiner zweiten Rast dann leider noch ein Liegestuhl in Alt Schönau; er brach unangekündigt unter mir zusammen und eine Schraube bohrte sich durch die Bibshort in den hinteren Oberschenkel. Kurz vorher hat die Vittoria-bereifte Hinterhand noch in Schwinkendorf einen Glassplitter aufgenommen, die Zwangspause vor „Heidis’ Landmarkt“ bescherte ein paar nette Gespräche mit den „Eingeborenen“. Zwischenfazit: Loch im Schlauch, Loch in der Bibshort, Loch im Bein… und Zack – Ohrwurm, Westernhagen – ein Loch in der Tasche.

MSR-Fans haben mich als #onemangroup so dermaßen angefeuert, dass ich „Pippi in den Augen” hatte

Guido Tautz

Wie es sich bei einer guten Geschichte gehört, kam das Beste zum Schluss bzw. kurz vor dem Ziel. In Chemnitz (ein Ortsteil der Gemeinde Blankenhof im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte) standen gut verteilt und wohl dosiert MSR-Fans, die mich als #onemangroup so dermaßen angefeuert haben, dass pure Emotion dazu führte, dass ich „Pippi in den Augen hatte“. Bei allem sportlichen Ehrgeiz und trotz der kleinen Pannen und der Prise Pech bleibt festzuhalten: Radfahren verbindet und es ist ganz wunderbar, dass es Menschen wie Detlef Koepke gibt – stellvertretend genannt für die vielen, vielen Helfer:innen und Ehrenamtlichen, die so ein Event zu einem Highlight werden lassen. Zum Schluss – das Wetter: Alles in allem gut, sehr sehr windig (zuweilen 20-29 km/h), 9-15 Grad, teilweise sonnig und wenig Niederschlag. Dankeschön.

Nach der Kür kam dann nur die Pflicht: Vor dem Zielbogen noch schnell das Tarmac in die Luft gehoben, Medaille abholen, Bratwurst und Alkohlfreies sich schmecken lassen, Umziehen, Einpacken – Abfahrt gen Heimat und um 23:59 Uhr den Tag müde und zufrieden beenden.

Die Radclub-Mitgliedschaften in der Übersicht

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